Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Im Justizdrama nach Ferdinand von Schirachs Bestseller zeigt „Fack ju Göhte“-Star Elyas M’Barek an der Seite von Hollywoodlegende Franco Nero, dass er auch in einer Charakterrolle glänzen kann.
Ein Artikel von HÖRZU-Reporter Sven Sakowitz
Mysteriöser Mord in Berlin: 2001 tötet der pensionierte italienische Gastarbeiter Fabrizio Collini (Franco Nero) den 85-jährigen Industriellen Hans Meyer (Manfred Zapatka) bei einem Treffen in dessen Hotelsuite. Anschließend setzt Collini sich ganz ruhig in die Lobby, berichtet dem Personal von seiner Tat und lässt sich widerstandslos verhaften. Danach schweigt er. Es gibt keinerlei Hinweise auf ein Motiv. Seine Pflichtverteidigung übernimmt der frischgebackene Anwalt Caspar Leinen (Elyas M’Barek), der eine persönliche Verbindung zu dem Opfer hat. Hans Meyer war der Großvater seiner Jugendliebe Johanna Meyer (Alexandra Maria Lara) und so etwas wie sein Ziehvater.
Mit diesem Szenario beginnt das aufwühlende Justizdrama „Der Fall Collini“, das jetzt erstmals im Free-TV zu sehen ist: Mo, 2. August, 20.15 Uhr im Ersten. Damit es seine volle Wirkung entfalten kann, sollte man als Zuschauer vorab nicht allzu viel über die Handlung wissen. Deshalb an dieser Stelle nur so viel: Bei seinen Recherchen zu Collinis Motiv stößt der junge Verteidiger nicht nur auf ein bewegendes persönliches Schicksal, sondern wird zudem mit einem überaus fragwürdigen Gesetz konfrontiert.
„Der Fall Collini“ ist die Verfilmung des ersten Romans von Ferdinand von Schirach aus dem Jahr 2011 – ein Bestseller, der sich in Deutschland mehr als 500.000-mal verkaufte und in 17 Sprachen übersetzt wurde. Seit der Strafverteidiger zwei Jahre zuvor seine Kurzgeschichtensammlung „Verbrechen“ veröffentlichte, löst er mit seinen Werken immer wieder Debatten über das Missverhältnis von Recht und Gerechtigkeit aus.
„Ich bin ein großer Fan von ihm und habe alle seine Bücher gelesen“, sagt Elyas M’Barek. „Sie wirken echt, authentisch, nah am Leben.“ M’Barek traf sich vor Beginn der Dreharbeiten mit von Schirach, diskutierte mit ihm über die Geschichte und seine Rolle. Zudem tauschte er sich mit Anwälten aus, besuchte Gerichtsverhandlungen. All dies hat sich wohl gelohnt. Vor diesem Film war M’Barek besonders wegen seiner Rolle in dem Teeniehit „Fack ju Göhte“ auf Komödien abonniert, hier überzeugt er eindrucksvoll in einem Drama.
Ein Coup gelang Regisseur Marco Kreuzpaintner auch mit der Besetzung der Figur Collini. Kreuzpaintner reiste dafür nach Rom, um Franco Nero (79), der in den 1960er-Jahren durch seine Hauptrolle als Italowestern-Held „Django“ weltberühmt wurde, zu gewinnen. Mit Erfolg – über seine Darstellung des Collini sagt Nero: „Collini ist ein sehr einsamer und schweigsamer Mensch, der nicht viele Worte spricht. Deshalb musste ich fast alles nur mit meinem Gesicht ausdrücken. Und wenn ich mal sprechen durfte, dann meistens auf Deutsch, was mir ziemlich schwerfällt. Trotzdem ist es natürlich großartig, so eine Figur zu spielen.“ Und für die Zuschauer ist es großartig, ihm dabei zusehen zu dürfen.
"Der Fall Collini": Mo, 2. August, 20.15 Uhr im Ersten