EM-Ranking der TV-Experten: Ein WM-Held enttäuscht vor der Kamera

Bei der EM als TV-Experten im Einsatz: Peer Mertesacker, Almuth Schult und Bastian Schweinsteiger.

Der noch aktive Bundesliga-Profi von Borussia Borussia Mönchengladbach und Weltmeister von 2014 muss sich keine Sorgen machen, was die Jobs nach der Karriere betrifft. Die TV-Sender werden bei ihm Schlange stehen. Überzeugt mit echten Analysen und klaren Worten ohne Phrasen. Bereitet sich nach eigener Aussage kaum vor und beantwortet die Fragen der Moderatoren spontan und ohne Angst vor einem drohenden Shitstorm. Ein Jahrhunderttalent im Experten-Talk! ⚽⚽⚽

Wirkt als Co-Kommentator an der Seite von ZDF-Kommentator Béla Réthy wie der junge Assistent der Geschäftsführung, der einfach deutlich mehr Ahnung hat als sein Boss kurz vor der Rente, ihn aber vor Publikum nicht bloßstellen will. Der Ex-Nationalspieler (immerhin 5 Tore bei 8 Einsätzen) hat taktisch mehr zu bieten als früher auf dem Platz und profiliert sich gern als Kritiker von Jogis Angst-Taktik: „Volland muss nach vorne, der Junge!“ Beim nächsten Turnier sitzt er im Chefsessel – allerdings bei RTL. Er war schon als Spieler ein typischer Legionär! ⚽⚽⚽

ARD-Teamchef Steffen Simon sollte dem ehemaligen „Mozart“ der Bundesliga zum Hauptkommentator für DFB-Spiele befördern. Broich ist als Sidekick oder Co-Kommentator einfach verschenkt. Der 40-jährige Ex-Profi ist kompetent, eloquent und feiert Österreichs Marko Arnautovic als „Alpen-Zlatan“. Rhetorik meets Fußballfachverstand plus unverwechselbare Stimme – mehr geht nicht neben dem Platz! ⚽⚽⚽

Die Nationaltorfrau hinterließ bisher im ARD-Expertentalk von Moderator Alexander Bommes den coolsten Eindruck. Wenn es sein muss, fährt Schult den Herren in der Runde auch mal über den Mund und analysiert trocken bis bissig aus der Sicht der aktiven Nationalspielerin: „Da muss dann vielleicht auch mal ein Frustfoul kommen.“ Die ganz große TV-Karriere ist aber eher unwahrscheinlich, denn bei ihren Prognosen liegt sie einfach zu häufig daneben. Scheinbar kein Fußball-Nerd, der jede Woche 20 Spiele guckt! ⚽⚽

War 1996 selbst Europameister und wurde vor kurzem als Trainer Europameister mit mit der U-21 Nationalmannschaft – bereits zum zweiten Mal nach 2017. Der 58-Jährige wirkt wie frische 38 und ist nicht nur dem Titel nach ein echter Experte. Aber es gibt leider ein Manko: Er steht in Diensten des DFB. Darum muss er dreimal überlegen, wenn er Kritik an Jogi Löw oder seinen Spielern äußert. Darf nur wieder kommen bei der WM, wenn er dann einen Club coacht! ⚽⚽

Was soll man sagen, er ist halt immer noch der Capitano, also irgendwie unangreifbar und über den Dingen dribbelnd. Aber ein feiner Rhetoriker wird aus dem einstigen Dirigenten im Mittelfeld nicht mehr. War ja auch damals bei der Natio mehr der Mann für klaren Ansagen im Befehlston an die jüngeren Sportskameraden. Ballack gehört traditionell nicht zum Löw-Fanclub und sprach Klartext nach der Pleite gegen Frankreich: „Vielleicht doch über das System nachdenken!“ Hat seine Passion gefunden, aber ein TV- Capitano wird er nicht mehr. ⚽⚽

Der Weltmeister von 2014 und Leiter der Fußballakademie von Arsenal London wirkt im Vergleich zum lockeren Christoph Kramer im ZDF immer etwas dösig und spaßbefreit. Hatte aber nach dem Frankreich-Spiel einen guten Spruch auf Lager: „Wir müssen ordentlicher nach vorne spielen, statt die Gegner anzuknabbern.“ Mehr davon und wir sehen uns bei der WM wieder! ⚽⚽

Sieht im ARD-Studio gefährlich aus, wie früher auf dem Platz, wirkt aber eher belustigend. Auch auf Almuth Schult, die sich nach einem Kommentar von Boateng über Mats Hummels schlapp lachte: "Der ist so lange im Game, die Überschriften stören ihn auch nicht mehr." Schult: „Hör auf!“  Moderator Bommes fragte danach. „Worüber lacht ihr? Weil er so lange im Game ist? So sagt man das“ und Boateng stimmte ihm zu. Er ist halt noch nicht so lange im TV-Game und das merkt man ihm an. ⚽

Der frühere Leverkusener arbeitet ja schon seit einigen Jahren für das ZDF, fiel aber bisher kaum auf. Bei der EURO darf er als Co-Kommentator mal wieder sein Fußball-Fachwissen an die Zuschauer weitergeben, die nicht unbedingt elektrisiert sein dürften. Denn Hanno hat viel Ahnung aber, seine Analysen sind so trocken, wie der ungewässerte Stadionrasen im Hochsommer. Keine Frage, der Mann kann ein Spiel bis ins letzte Detail analysieren – doch er sollte das in Zukunft wieder hauptberuflich als Trainer machen.  ⚽

Er ist bisher leider die große Enttäuschung der EM: Unser WM-Held von 2014 analysiert im gleichen Tempo, wie er am Ende seiner Kariere bei Chicago Fire in der US-Soccer-League Fußball gespielt hat. „Wahrscheinlich analysiert er sogar langsamer, als der Kohlrabi in seiner Baumarktreklame wächst“, haben die Kollegen von der TZ geschrieben. Das ist wirklich böse - aber leider wahr. Dazu kommt, dass Jessy Wellmer an seiner Seite zunehmend peinlicher wird: „Steht Italien schon mit einer halben Pizza im Halbfinale?“, fragte die Moderatorin während der Halbzeitanalyse des Spiels der Italiener gegen die Schweizer. Schweini konnte nur gequält lächeln.  So kann man eben auch nicht brillieren! Mit Kollege Opdenhövel klappte das deutlich besser, aber der ist ja jetzt bei ProSieben. ⚽

Außerdem sind auch noch Fredi Bobic, Manuel Baum, Ariane Hingst, Manuel Gräfe, Micki Beisenherz und viele andere „Experten“ bei der EM dabei – aber die gehören für uns aktuell nur zum erweiterten EURO-2020-Kader.