Doku über die „Entenjagd“

Kaufhauserpresser „Dagobert“: So wurde ein Verbrecher zum Volksheld

13.06.2022 um 18:06 Uhr

Eigentlich ist es weder heldenhaft noch lustig, wenn ein Mann jahrelang Menschen in Angst und Schrecken versetzt - Das sahen aber Anfang der 90er-Jahre einige Leute anders. Damals wollte Arno Funke mit Bomben- und Brandanschlägen von „Karstadt“ einen Millionenbetrag erpressen. Weil er gegen einen großen Konzern handelte, dabei Personen verschonte und die Polizei an der Nase herumführte, gewann er Sympathien in der Bevölkerung. Eine Doku im Ersten richtet den Fokus heute nicht auf den Täter, sondern auf die damalige Gesellschaft.

Arno Funke galt bei vielen Menschen als eine Art „Robin Hood“, der – stellvertretend für sie - gegen das System antritt. In der Vorschau der Dokumentation heißt es: „61 Prozent der Deutschen finden den gewitzten Bastler sympathisch, ergibt eine ARD-Umfrage im April 1993.“

Der in breiten Teilen der Bevölkerung empfundene Unterhaltungswert der knallharten Straftaten begann sicher schon mit dem Spitznamen für den Kaufhauserpresser. Hintergrund: „Dagobert grüßt seine Neffen“ sollte damals in der Zeitung abgedruckt werden, um zu signalisieren, dass man zahlen will. Der unbekannte Täter brauchte in den Medien einen Namen und „Dagobert“ bot sich wegen der Millionenforderung an. Und der menschliche „Comicheld“ lieferte Geschichten wie sein Namensgeber, indem er sich kreative Geldübergaben ausdachte und die Polizei austrickste.

Die andere Seite

Während die Sympathisanten das Geschehen lachend in den Medien verfolgten und die Polizei mit Häme übergossen, hatten andere große Angst, zur Arbeit zur gehen. In der Vorschau der Dokumentation ist zu lesen: „In den Kaufhäusern erinnerte eine verschlüsselte Durchsage die Angestellten jeden Abend kurz vor Ladenschluss daran, nach zurückgelassenen Taschen und Koffern zu sehen.“

Die True-Crime-History-Doku "Jagd auf Dagobert – Wie ein Verbrecher zum Volkshelden" wurde zeichnet 45 Minuten lang ein deutsches Sittenbild nach – Jagd-Szenen aus einem Land, das auf der Suche nach sich selbst war. Der Film von Tim Evers läuft heute, 13. Juni 2022, um 20.15 Uhr im Ersten. Er ist nach der Ausstrahlung sieben Tage lang in der ARD-Mediathek abrufbar.

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