Einer härter als der andere!...
Einer härter als der andere!
Im TV kann so einiges schief gehen, vor allem dann, wenn Sendungen oder...
Heute Abend wird vielen Zuschauern das Entsetzen ins Gesicht geschrieben sein, wenn sie den Tatort schauen. Am Montag ist „Internationaler Frauentag“ und zu diesem Anlass wird der Tatort „Borowski und die Angst der weißen Männer“ gezeigt. Es geht um den Frauenhass junger weißer Männer im Internet. Die Mitglieder dieser Gruppierung nennen sich „Incels“. Die sind keine Erfindung der Drehbuchautoren, sondern traurige Realität.
Incel-Expertin Veronika Kracher erklärt die Hintergründe der Bewegung so: „Die Incels glauben, sie hätten in der genetischen Lotterie den Kürzeren gezogen. Sie seien viel zu unansehnlich, um den oberflächlichen weiblichen Vorstellungen von Attraktivität zu genügen. Frauen würden ausschließlich so genannte Chads, also groß gewachsene und muskulöse Alphamänner begehren. Deshalb blieben für Incels keine Frauen mehr übrig. Als Lösung schlagen sie eine staatliche Zuteilung von Frauen vor.“
Auch Regisseurin Nicoel Weegmann waren die „Incels“ vollkommen unbekannt: „Ich habe mich mit Unterstützung der Drehbuchautoren auch erst einmal in das Thema einarbeiten müssen. Peter Probst und Daniel Nocke haben mir die Türen zu den geschlossenen Chatgruppen aufgestoßen und mich in tiefe menschliche Abgründe blicken lassen. Diese Onlineforen sind ein Sammelbecken für verlorene Gestalten, die sich irgendwie auf den Antifeminismus als kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt haben.“
Gleichzeitig gibt es in diesen Gruppen eine Verbindung zwischen Hass und Rechtsextremismus, erklärt Nicole Weegmann: „Für die rechtsextremistischen Attentäter von Halle, Hanau, Christchurch und Oslo war auch der Hass auf Frauen ein Motiv. Das Profil der Täter weist Parallelen auf. Der Antifeminismus ist quasi eine weitere Baustelle der rechtsextremen Szene, gehört bei den meisten Radikalen sozusagen mit ins Portfolio. Diese Zusammenhänge sind der breiten Öffentlichkeit in Deutschland überhaupt nicht bekannt.“
Das wird sich heute Abend ändern. In „Borowski und die Angst der weißen Männer“ wird der brisante Stoff in einen Krimi verpackt, der nichts für schwache Nerven ist. So muss sich auch Kommissarin Mila Sahin (Almila Bagriacik) bei den Ermittlungen gegen Anfeindungen und gegen Diskriminierung aus den eigenen Reihen wehren. Nicole Weegmann: „Die Arbeit an diesem Film hat mir deutlich gemacht, wie wenig die Gleichberechtigung im Bauch der Gesellschaft angekommen ist und dass wir sogar Gefahr laufen, hinter das Erreichte zurückzufallen. Deshalb bin ich sehr froh, dass ich diesen Film drehen konnte.“
In diesem Tatort steht Kommissar Borowski (Axel Milberg) als leuchtendes Beispiel dafür, wie es auch anders gehen kann. Er setzt sich für seine Kollegin ein und ist bewegt von dem, was er da aufklären muss. Ist er ein Feminist? Die Regisseurin antwortet: „So wie er agiert, ist Klaus Borowski ein Feminist. Er ist ein moderner, unfassbarer kluger und humorvoller Mann, der schon lange erkannt hat, dass der Feminismus auch sein Leben bereichert.“
„Borowski und die Angst der weißen Männer“ läuft heute, 07.03.2021 um 20.15 Uhr im ERSTEN.