Das neue Ermittler-Team im Interview

„Tatort“: Corinna Harfouch will als neue Kommissarin weniger arbeiten

09.04.2023 um 15:53 Uhr

Exklusiv: Corinna Harfouch und Mark Waschke über ihren ersten gemeinsamen Einsatz im „Tatort: Berlin“, die Chemie im neuen Team und das Privatleben der Ermittler.

Ein Interview von TV- Digital Chefreporter Mike Powelz.

Fulminanter Amtsantritt für eine neue Kommissarin! Am Ostersonntag und Ostermontag ermittelt Corinna Harfouch an zwei aufeinanderfolgenden Abenden im „Tatort: Berlin“ als neue Kollegin von Mark Waschke.

Der Fall: Streifenpolizistin Rebecca Kästner (Kaya Marie Möller) wird in ihrer Wohnung tot aufgefunden. Anscheinend hat sie Suizid begangen – mit einer Pistole. Doch Karow (Mark Waschke) stört ein Detail: Welche Mutter bringt sich um, während ihr vierjähriger Sohn im Nebenzimmer spielt? Bei seinen Recherchen stößt er auf die LKA-Koryphäe Susanne Bonard (Corinna Harfouch), der Kästners letzter Anruf galt. Gemeinsam nimmt das Duo die Ermittlungen auf und stößt in ein Wespennest: Offenbar gibt es ein rechtsextremes Netzwerk innerhalb der Polizei. Und eine Todesliste, auf der Comedians, Schauspieler sowie Politiker stehen. Als wäre das nicht genug, droht auch noch ein Anschlag, in den Justiz, Polizei und Verfassungsschutz involviert sind. Wir haben das neue „Tatort“-Team Waschke und Harfouch zum Exklusiv-Interview getroffen.

Was hat Sie an Ihrem ersten gemeinsamen Fall begeistert?

CORINNA HARFOUCH: Der Berliner „Tatort“ ist ja traditionell eher ein politischer Krimi. Er gibt sich nicht mit den kleinen Fischen ab, sondern die Ermittler jagen beispielsweise die Mafia. Das gefällt mir sehr gut. Auch das Thema unseres ersten gemeinsamen Falls ist mir sehr recht. Es geht um die Nazi-Unterwanderung in verschiedenen institutionellen Bereichen, die einen als Bürger zutiefst beunruhigen muss. Leider entspricht das der Realität: Hin und wieder hat man ja immer mal wieder von solchen Fällen gehört. In unserem „Tatort“ wird das fiktiv zugespitzt.

Für wie viele „Tatorte“ werden Sie gemeinsam unter Vertrag sein?

MARK WASCHKE: Wir haben diesen Krimi, und es sind zwei weitere „Tatorte“ geplant. Aber wie das so ist in jeder vernünftigen Beziehung, vereinbart man so was nicht vorher, sondern wartet erst einmal ab, wie sich alles entwickelt und wie viel Sinn es später macht.

Frau Harfouch, 2019 sagten Sie dem „Hamburger Abendblatt“ noch: „Einen ‚Tatort‘ würde ich ablehnen.“ Warum haben Sie Ihre Meinung geändert?

HARFOUCH: Den Ausschlag hat gegeben, dass ich schon seit Jahren das Bedürfnis habe, etwas weniger zu arbeiten, und dass ich vor Ort wohne, nicht weit wegfahren muss, zwei „Tatorte“ im Jahr drehen und ansonsten Theater spielen kann.

Wie würden Sie die Dynamik zwischen den beiden Figuren beschreiben?

WASCHKE: Beide haben Qualitäten, die sich ziemlich ähneln, etwa einen analytischen Verstand und eine Tendenz zur Klugscheißerei. Gleichzeitig kommen sie aber aus unterschiedlichen Ecken, sodass es auch Gegensätze gibt.

Was ist der Reiz an der Rolle der LKA-Koryphäe Susanne Bonard?

HARFOUCH: Dass ich eine erfahrene ältere Schauspielerin bin und Susanne Bonard dementsprechend ebenfalls eine erfahrene ältere Kommissarin ist, hat für mich einen ganz großen Reiz. Aus diesem Alter kann man ein paar Funken schlagen. Denn, so empfinde ich das bei mir selber, in meinem Alter nimmt die Eitelkeit ab, während Empathie, Abenteuerlust und, ja, auch der selbstverständliche Impuls, Verantwortung zu übernehmen, wachsen.

Entwickelt Karow durch das Teamwork mit Bonard neue Charakterzüge?

WASCHKE: Er wird zwar nicht weicher, aber ich finde es durchaus reizvoll, durch die Begegnung mit Bonard eine andere Form der intellektuellen Reibefläche zu genießen. Mit Susanne „prügelt“ er sich auf Augenhöhe – ohne dass sie einander körperlich wehtun. Die Dynamik zwischen den beiden lässt sich am ehesten als Fokussierung auf das Essenzielle beschreiben, was sehr stimmig zum Realismus der Berliner „Tatort“-Fälle passt. Statt unseren Figuren etwas Unnötiges draufzupappen, wird dieser Realismus eher noch ein bisschen verschärft und noch klarer konturiert.

Frau Harfouch, schauen Sie eigentlich regelmäßig „Tatort“?

HARFOUCH: Nein, bis mir die Rolle angeboten wurde, habe ich nur selten zugeguckt. Aber natürlich habe ich inzwischen einige „Tatorte“ gesehen, um mich auf dem Laufenden zu halten. Und klar, die Berliner „Tatorte“ habe ich mir auch angeguckt.

Und haben Sie unterdessen schon eine Idee, was das Erfolgsgeheimnis der ARD-Reihe ausmachen könnte?

HARFOUCH: Nein, dazu sind die „Tatorte“ zu unterschiedlich. Es sind meiner Meinung nach auch zu viele und zu verschiedene – was zu einer Art Konkurrenz um Originalität führt. Einige Kommissare sollen nach meinem Eindruck beispielsweise seltsam sein oder etwas Besonderes haben. Das ist nicht meine Option, was Susanne Bonard betrifft. Ich möchte lediglich eine Figur spielen, die eine gute Art hat, eine gute Kommissarin ist und die Arbeit ernst nimmt. Zwar machen das sicher auch die anderen Ermittler, aber mir geht manchmal das Zuviel an privatem Schnickschnack etwas auf den Geist.

Darf das Privatleben der Ermittler auch eine Rolle spielen?

HARFOUCH: Sofern es etwas über den Charakter der Figur erzählt und nicht irgendwelche Blüten treibt, finde ich das schon wichtig. Ich mag es, dass Bonard eine gute Verbindung nach Hause hat. Ich möchte mich nicht vor der Kamera blöd mit meinem „Tatort“-Ehemann herumstreiten. Und ich hoffe, dass wir das auch so weitererzählen, dass wir nicht zu sehr in irgendwelche Privatproblemchen abrutschen.

Wie oft sind Sie im Jahr im Einsatz?

WASCHKE: Es ist geplant, dass es nach wie vor zwei Fälle bleiben. Unser erster Krimi besteht aus zwei Filmen, insofern wird der nächste „Tatort“ wahrscheinlich Anfang 2024 ausgestrahlt.

Am 9. Und 10. April läuft der zweiteilige Tatort „Nichts als die Wahrheit“ um 20.15 Uhr im Ersten.

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