Eine ZDF-Doku blickt auf das bewegte Leben des 69-Jährigen

Roland Kaiser war ein „unangenehmer Geselle“

07.12.2021 um 19:01 Uhr

Waisenkind, Schlagerstar, Entertainer und Sozialdemokrat: Eine ZDF-Doku blickt auf das bewegte Leben von Roland Kaiser zurück. Im Interview verrät der 69-Jährige, warum er Anfang der 1980er Jahre als eher „unangenehmer Geselle“ galt.

Er ist ein Phänomen: Mit über 90 Millionen verkauften Tonträgern gehört Roland Kaiser zu den erfolgreichsten Sängern des Landes, mit „Weihnachtszeit“ hat er jüngst ein neues Album veröffentlicht. Als Baby wird er von seiner Mutter zur Adoption freigegeben, wächst bis zu seinem 15. Lebensjahr bei einer Pflegemutter auf – und muss nach deren plötzlichem Tod schnell erwachsen werden. Im Interview mit TV Digital Reporterin Melanie Koch erzählt Kaiser von den Folgen des Ruhms, alten Texten – und politischem Einsatz.

Mit Olaf Scholz soll demnächst voraussichtlich ein SPD-Politiker zum Bundeskanzler gewählt werden. Sie sind selbst Mitglied der Partei. Wieso?

ROLAND KAISER: Ich war schon in jungen Jahren, so mit 15 oder 16, stark sozial[1]politisch aktiv. Diesbezüglich bin ich von meiner Pflegemutter geprägt worden, denn ihr war gesellschaftliches Engagement immer sehr wichtig. Anfang 2002, als die SPD mit ihren Umfragewerten hinter der CDU lag, erschien es mir als guter Zeitpunkt, mich offiziell zu der Partei zu bekennen.

Viele Musiker scheuen politische Statements aus Sorge, Fans vor den Kopf zu stoßen. Hatten Sie Bedenken?

Nein. Ich halte meine Zuhörer für politisch so erwachsen und tolerant, dass sie mir die Mitgliedschaft in einer sozialdemokratischen Partei gestatten. Und genau so ist es bislang auch immer gewesen.

Sie sind seit Langem mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier befreundet. Hat sein Amt, hat Ihr Erfolg diese Beziehung je beeinflusst?

Beides hat unsere Freundschaft in ihrer Intensität nie gestört. Wenn Freundschaften lange andauern, wachsen sie mit der Zeit – und genauso war es bei uns auch. Wir treffen uns regelmäßig mit unseren Frauen und reden über verschiedenste Themen jenseits von Politik und Musik.

„Santa Maria“ war im Jahr 1980 ja ein unglaublicher Erfolg. Was denken Sie heute über Textzeilen wie „Hielt ich ihre Jugend in den Händen“?

Ursprünglich sollte der Song eine andere Geschichte erzählen. Es ging um Christoph Kolumbus, der mit seinem Schiff die Welt entdeckt. Wir hatten das Lied bereits aufgenommen und Platten gepresst, als unser Produzent sein Veto eingelegt hat. Er wollte einen Text, der Strand, Liebe und Sehnsucht beinhaltet. Also haben wir losgelegt und dabei ordentlich übertrieben. Das war 1980 und damit eine ganz andere Zeit. Heute ist der Song schlichtweg ein Klassiker, der die Jahrzehnte überdauert hat – und ohne den ich nicht da wäre, wo ich heute bin.

Sie haben drei Kinder. Wie reagieren die auf Ihre Musik?

Meine Tochter ist eine junge Frau, die in der Branche arbeitet und musikalisch sehr offen ist. Sie hört englische und deutschsprachige Songs und erkennt, wenn Dinge hochwertig produziert wurden. Heute sehen meine Kinder, wenn sie meine Konzerte besuchen, die Begeisterung der Fans und teilen diese. Sie sind bodenständig aufgewachsen.

Wie sehr hat die Erziehung Ihrer Pflegemutter Sie geprägt?

Ihre moralischen Werte habe ich mitgenommen, und die haben sich als wunderbares Rüstzeug erwiesen, um durchs Leben zu kommen. Ich habe auch versucht, diese an meine Kinder weiterzugeben. Das ist meiner Meinung nach gelungen.

Hat der Ruhm Sie verändert?

Ich habe es in meiner Autobiografie „Sonnenseite“ beschrieben: Es gab Zeiten, so von 1980 bis 1982, in denen ich ein unangenehmer Geselle war. Da dachte ich wirklich, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und alles, was ich anfasse, wird zu Gold. Anfang 1983 habe ich gemerkt, dass dem nicht so ist, Erfolg nicht alles sein sollte, und ich besser schleunigst auf den Boden der Tatsachen zurückkehre. Seitdem bin ich ein angenehmerer Mitmensch.

Sie mussten sich 2010 infolge einer COPD-Erkrankung einer Lungentransplantation unterziehen. Was hat Ihnen die Zuversicht gegeben, Ihre Karriere fortsetzen zu können?

Mein Glaube an mich selbst, an das Gute im Leben und an die Chancen, die man kriegt, wenn man sich anstrengt. Mein Glas ist immer halb voll, manchmal sogar übervoll. Ich bin ein sehr positiver Mensch.

Sie sind seit den 70er-Jahren auf der Bühne. Denken Sie denn gelegentlich ans Aufhören?

Nein. Ich habe zu viel Spaß an meinem Beruf. Wenn ich es gesundheitlich nicht mehr schaffen sollte oder die Menschen nicht mehr zu Konzerten kommen, würde ich darüber nachdenken. Im Moment ist es kein Thema.

ZDF-Doku "MENSCH ROLAND KAISER!": Dienstag, 7. Dezember, 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek

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