Neue Serie bei Amazon Prime Video

Good Omens • Himmlische Interviews & Kritik

12.11.2020 um 07:58 Uhr

Wir haben Stars und Macher des Amazon Originals "Good Omens" zum Premieren-Interview getroffen und verraten, ob sich das Einschalten bzw. Streamen lohnt.

"Jeder Tag war verrückter als der andere" kommentiert Hauptdarsteller David Tennant den Dreh. Die anderen lachen herzlich, als er sich bei der Pressekonferenz zur Serien-Premiere daran erinnert, wie er vom Höllenhund (ja, die Rolle wurde bei "Good Omens" auch vergeben – an einen ziemlich niedlichen Vierbeiner) gebissen wurde und seine britischen Manieren mit einem herzhaften "F***" vergaß.

Tja, seltsame Erfahrungen sind eben inbegriffen, wenn man mit Neil Gaiman dreht. Der – wie viele wissen – ist ein internationaler Fantasy-Bestsellerautor, hat sich mit "American Gods" schon einmal in Sachen Serie versucht und legt nun (Exklusivdeal mit Amazon Prime sei Dank) mit "Good Omens" eine weitere Adaption eines weltweit erfolgreichen Romans nach.

Britischer geht's nicht

Gleich vorab: Die neue Serie ist ihm und Regisseur Douglas Mackinnon gelungen. Das abgedrehte Miniepos über einen Dämon und einen Engel, die versuchen, den Weltuntergang zu verhindern (mehr dazu hier) gefällt besonders aus zwei Gründen:

1. Michael Sheen als Engel und David Tennant als Dämon spielen ihre Rollen mit Begeisterung und großem Können. Die beiden Briten hatten aber vor allem eine derart offensichtliche Riesenfreude daran, miteinander vor der Kamera zu stehen, dass die sich schon im Trailer auf den Zuschauer überträgt.

2. Das typisch Britische, das die Serie von A bis Z prägt. Neben dem Humor ist besonders der Hang zum liebevoll Ironische bis total Absurden zu nennen. Wer sich bei der verspielten Musik, der animierten Titel-Sequenz, aber auch sonst an den gefeierten Humor der legendären Monty-Python-Comedians um John Cleese erinnert fühlt oder an die genialen Geschichten des Douglas Adams ("Per Anhalter durch die Galaxis"), liegt goldrichtig. Gaiman und sein Regisseur bestätigten uns beim Interview, dass "Good Omens" auch eine Verneigung vor diesen UK-Größen ist und gerne in ihrer Tradition stehen möchte. 

Wenn man alles kriegt, was man will

Gaiman – Autor, Produzent und Showrunner der Serie – und Regisseur Mackinnon waren selbst ein bisschen verblüfft, wen sie alles für die "Good Omens"-Besetzung engagieren konnten. Sheen ("Underworld", "Fost/Nixon", "Passengers") war als eingeschworener Fan des Buchs und Freund des Autors schon früh an Bord, David Tennant ("Broadchurch", "Doctor Who") ließ sich ebenfalls nicht lange bitten. Auch der ehemalige "Mad Man" Jon Hamm sagte schnell ja, als man ihm die eigens für die Serienadaption ausgebaute Rolle des Erzengels Gabriel anbot. 

"Normalerweise sagt man den Casting-Leuten 'Findet uns bitte jemanden wie Michael Sheen oder wie Jon Hamm'. Doch bei dieser Serie bekamen wir einfach jeden, den wir wollten. Es gab sogar Darsteller, die uns über ihren Agenten wissen ließen, dass sie jede Rolle im Projekt übernehmen würden," erzählt Mckinnon.

Gaiman fügt hinzu: "Das liegt zum einen daran, dass ich schon so lange dabei bin, eine gewisse Bekanntheit habe. Daneben war es aber auch das Buch, das ich mit Terry Pratchett vor so vielen Jahren veröffentlicht habe, das heute noch so gefragt ist und glücklicherweise von vielen geliebt wird."

Da bekommt man dann eben auch Benedict Cumberbatch als Stimme Satans und Frances McDormand als Stimme Gottes, "Spinal Tap"-Veteran Michael McKean als Hexenjäger, Miranda Richardson ("Sleepy Hollow"), Comedian Jack Whitehall und noch einige A-Liga-Mimen mehr.

Spielfreude und Ganzkörper-Kaschmir

Der Eindruck, dass der Dreh für Tennant und Sheen ein Fest war, bestätigt sich beim Interview. Auch hier strahlen sich die beiden an, machen sich Komplimente. Perfekt für die Serie, in der sie zwar als Himmelsbote und Dämon auf verschiedenen Seiten stehen sollten, sich und die Welt, auf der sie seit Jahrhunderten leben, aber viel zu sehr liebgewonnen haben, als jetzt alles bei der Apokalypse draufgehen zu lassen.

Schon bei der allerersten Lesung, verriet uns Gaiman, spielten sich die beiden die Dialogbälle mit solcher Freude zu, dass alle ahnten, dass diese Ausnahmeverbindung zwischen den beiden Stars ein großer Bonus für "Good Omens" sein würde.

Ihren Rollen haben sich die Darsteller auf ganz unterschiedliche Weise genähert. Tennant legte seinen Dämon als Hipster mit Rockstar-Moves und stylishen Klamotten an, der übercool sein möchte, dem das aber nicht immer gelingt. Sheen dagegen sieht seinen Engel eher als ein gutwilliges, nicht ganz fehlerfreies Wesen, mit der Aura "eines alten, abgewetzten, gemütlichen Sofas". Klingt vielleicht komisch, ist aber so und funktioniert tatsächlich bestens.

Auch Jon Hamm hat sich eher weltliche Gedanken bei der Entwicklung seiner himmlischen Rolle gemacht. Sein Gabriel ist "der idiotische Boss, den jeder schon mal hatte und der einem gern auf enthusiastische Weise darlegt, was man jetzt wieder falsch gemacht hat". Die erzengelige Makellosigkeit äußert sich nur in seinen Outfits – maßgeschneidert und aus feinstem Kaschmir. Geradezu himmlisch weich und bequem seien die Anzüge gewesen, schwärmt Hamm. Am liebsten hätte er sie behalten (was ihm zu seinem Bedauern aber nicht gestattet wurde).

Ein Diamant

Neben Schauspielgrößen aus UK und US gibt es auch (noch) nicht so bekannte Darsteller*innen im Hauptcast zu entdecken. Darunter Adria Arjona. Die gebürtige Puerto-Ricanerin hat zwar schon in einigen US-Produktionen gespielt (u.a. die Hauptrolle in "Emerald City"), für die Chance in "Good Omens" ist sie trotzdem besonders dankbar. Die Rolle sei "ein Diamant" betont sie im Interview. Gerade als Latina habe man nicht oft die Chance, so klischeefreie und starke Parts zu bekommen.

Womit "Good Omens" noch punktet

  • Die Geschichte beginnt mit Adam und Eva, die bei Neil Gaiman keine Weißen sind, sondern Schwarze. Das widerspricht auf wunderbare und sinnvolle Weise dem traditionellen Bild – ebenso wie die Serien-Tatsache, dass Gott eine Frau ist. 
  • Bis ins kleinste Detail zieht sich der absurde, schwarze Humor der Serie. Da hängt in den höllischen Regionen zum Beispiel an der düsteren Mauer einfach mal ein Schild mit der Aufschrift "Nicht die Wände ablecken". (Wer darüber lachen kann, ist bei "Good Omens" gut aufgehoben).
  • Man sieht, dass nirgends gespart wurde. Mal abgesehen vom hochkarätigen Cast überzeugen auch gelungene Special Effects und Drehorte wie eine afrikanische Sandwüste. Als einer der Produzenten Gaiman mahnte, dass das doch jetzt alles viel zu teuer werde, musste der nicht das Budget kürzen, sondern konnte dank kreativer Freigabe von Amazon den Produzenten austauschen, wie er im Interview berichtete.

Ansehen bitte

Die sechs Folgen der Serie stehen seit 31. Mai 2019 bei Amazon Prime Video zum Streamen bereit. Unser Fazit: Lohnt sich!

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