Deutsche Fußballkommentatoren und ihre Geschichte

Um den Namen Marcel Reif kommt kein Fußball-Fan herum. Zwar beendete er seine Karriere beim öffentliche-rechtlichen Fernsehen 2016, doch er hat so manch legendäre Spiele auf dem Konto. Besonderes Highlight: 1998 kippte das Tor vor dem Anpfiff des Spiels Dortmund gegen Real Madrid um. Der Anpfiff wurde knapp 80 Minuten nach hinten verschoben. Reif und Günther Jauch improvisierten die komplette Moderation, für die sie auch mit dem Bayrischen Fernsehpreis ausgezeichnet wurden: "Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan wie heute".

Steffen Simon (Foto rechts) begann seine Karriere als Kommentator schon mit 13 Jahren. Von 1998 bis 2000 war er bei Sat.1. 2006 übernahm er die Rolle des Spotchefs beim WDR. Zu hören war er bei allen EMs und WMs von 2004 bis 2014. "Italiens Trainer Cesare Prandelli ist der Jogi Löw Italiens" stellte Simon bei der EM 2012 fest. Auch hatte er eine Fußball-Satire-Sendung auf dem WDR Namens "Schnauze Simon". 

Seit 1999 ist Claudia Neumann als Sport-Reporterin beim ZDF tätig. 2011 schrieb sie Geschichte: Sie kommentierte als erste WM-Kommentatorin in deutschen TV. Auch kommentierte sie als erste Frau ein Champions League Spiel. Schlagzeilen machte sie, oder viel mehr die sexistischen Kommentare, als sie bei der WM 2018 mehrfach Spiele für das ZDF kommentierte. Kommentatorinnen sind noch immer eine Seltenheit in Fußball-Deutschland. Sie hat eine klare Meinung dazu: "Ob es weibliche Kommentatoren sind oder homosexuelle Spieler, Fußballer mit Migrationshintergrund – manche Menschen scheinen nicht akzeptieren zu wollen, dass ihnen das Altbekannte abhandenkommt. "

Béla Réthy ist wohl das Kommentatoren-Aushängeschild des ZDF. Kaum eine Sportveranstaltung wird nicht von ihm kommentiert. Ein besonderes Highlight dürfte das 7:1 Deutschland gegen Brasilien bei der WM 2014 sein. Auch das WM Finale 2018, ohne deutsche Beteiligung, wurde von ihm kommentiert. Réthy ist schon so lange dabei, dass seine Kult-Sprüche sich nur so stapeln. Unser Favorit der Saison 2007/08: "Wir haben das Bild vom Schweizer Fernsehen übernommen. Dadurch sieht das Spiel der Deutschen aber auch nicht besser aus."

Tom Bartels Karriere startete beim WDR in der Sportredaktion. Premiere und RTL waren seine Zwischenstationen, ehe er 2006 zum SWR wechselte. 2008 kommentierte er das Finale Deutschland gegen Spanien, welches Deutschland 1:0 verlor. Auch bei der WM 2014 gehörte er zu den Kommentatoren. Er durfte das Finalspiel Deutschland gegen Argentinien kommentieren. Der Ausgang: Deutschland gewinnt und wird Weltmeister. Somit ging Bartels‘ Kommentar zum Sieg-Tor in die deutsche Fußball-Geschichte ein: "Schürrle… Der kommt an. Mach ihn! Mach ihn! Er macht ihn! Mario Götze!" 

Der Reporter Herbert Zimmermann (Foto rechts) kommentierte das Endspiel der WM 1954 in Bern. Vielen ist dieses Endspielt als das "Wunder von Bern" bekannt. Deutschland gewann 3:2 gegen den Favoriten Ungarn. Zimmermann kommentierte das Spiel damals im Radio. Aufgrund seiner Verletzungen aus dem Krieg bewarb er sich als Reporter beim Nordwestdeutschen Rundfunk und kommentierte neben dem WM-Finale auch Olympische Spiele. Er führte die Fußballkonferenzschaltung ein. Zimmermann verstarb 1966. Seine Worte zum Sieg Deutschlands dürften jedem bekannt sein:
"Schärfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!" 
"Aus, aus, aus – aus! Das Spiel ist aus! Deutschland ist Weltmeister!"

Es gibt kaum ein Sport-Event, das Frank Buschmann, auch "Buschi" genannt, noch nicht kommentiert hat. Seine Karriere beginnt bei DSF als Kommentator für alle relevanten Basketballspiele und Turniere. Auch die EM 2013 kommentierte er mit. Bekanntheit erreichte er vor allem als Kommentator bei "Schlag den Raab" auf Pro7. Seine Art zu kommentieren, ist nicht bei jedem beleibt. Er ist oft emotional gepackt und kommentiert nicht selten mit Sprüchen, die tiefer zielen – Geschmackssache. Hier eine Kostprobe seiner Sprüche, EM 2013, Deutschland gegen Ukraine: "Wie heißen diese kleinen Knaller? Oh! Was ein Pass, scheiß auf die Knaller!"

Wolff-Christoph Fuss löste Marcel Reif als Kommentator für Champions-League Spiele bei Sky Deutschland ab. Auch DFB Pokalspiele und Bundesliga-Spiele werden von ihm kommentiert. Vorher war er unter anderem bei DF1, Sport1 und ESPN tätig. Seit 2019 hat er auch einen Podcast, in dem er mit verschiedenen Gästen alle aktuellen Fußballthemen bespricht. Eins seiner witzigsten Zitate gab er zu FC Bayern David Alaba ab, nach dessen Weitschuss und der 1:0 Fürhung: "David Alaba? Der kann überall spielen…außer im Tor… oder vielleicht doch? Das hat man allerdings noch nicht versucht."

Kai Dittmann startete als Sport-Redakteur beim NDR. Momentan ist er bei Sky Deutschland tätig. Er kommentiert Bundesliga, Champions League und Euro League. Auch Tennisspiele wurden schon von Dittmann kommentiert. 2020 wurde er von "Drei90" zum Kommentator des Jahres gewählt. Eins seiner besten Zitate stammt aus der Bundesliga: "Es gibt so eine Geschichte – Arminia Bielefeld und die Auswärtsspiele. Das ist immer super, aber nur für den Gegner." 

Gerd Rubenbauer kommentierte mit Karl-Heinz-Rummenigge das WM-Finale 1990, welches Deutschland gewann. Von 1980 bis 1998 kommentierte er alle Fußballturniere sowie die Olympischen Spiele. Seine Karriere bei der ARD beendete er 2006. Noch immer ist er eins der bekanntesten Gesichter der deutschen Sportkommentatoren. Beim Finale 1990 ging er mit seinem Spruch zum Siegtor in die Fußball-Annalen ein: "Jaaaa! Tor für Deutschland! 1:0 durch Andreas Brehme. Alles wie gehabt! Mit rechts flach ins linke Eck'. Goycochea wusste alles – nur halten konnte er ihn nicht."

Hans Georg Küpper, kurz Hansi Küpper, ist seit 1989 als Fußball-Kommentator bei der ARD tätig. Zwischenstationen bei Sat.1 oder Premiere erlaubten ihm, auch Champions-League Spiele zu kommentieren. Seit 2017 ist er fester Bestandteil des Kommentatoren-Teams von Sky Deutschland. Auch verleiht er dem Fußballsimulator Spiel "Pro Evolution Soccer" seine Stimme als Kommentator. Er scheut sich nicht Kritik zu üben, so auch sein Zitat zur WM-Vergabe nach Katar: "Heute hat die FIFA die Seele des Fußballs für ein paar Petrodollars in die Wüste verschachert."