Es ist mehr als 80 Jahre alt, zerschlissen, die Seiten locker. Ein Fotoalbum. "SS-Erinnerungen" steht auf dem Einband. Darin finden sich 206 Fotos, fast ausschließlich mit Männern. Das Album war viele Jahrzehnte verschollen. Die Fotos wurden noch nie veröffentlicht. In diesem Film werden sie exklusiv gezeigt. Der Historiker Dr. Stefan Hördler hat es entdeckt. Er ist erfolgreicher Buchautor, analysiert seit mehr als 20 Jahren Fotos der NS-Zeit und tritt als Gutachter in Straf-Prozessen gegen Menschen auf, die im NS-System tätig waren. Was ihn auszeichnet: Er kennt die Gesichter und Biografien tausender SS-Leute, kann sie selbst Jahre später und in anderen Zusammenhängen auf Fotos wiedererkennen. Eine KI kann das nicht leisten, denn viele der Männer sind als Täter öffentlich nicht bekannt oder in Datenbanken erfasst. Etwa die Hälfte der Fotos ist im KZ Lichtenburg aufgenommen, das von 1933 bis 1937 als KZ für Männer diente. Die Bilder sind kaum beschriftet oder datiert, es gibt keine Ortsangaben. Wer sind die Männer darauf? Was ist ihre Geschichte? Dr. Stefan Hördler kann die scheinbar banalen Fotos dechiffrieren. Sie offenbaren erstaunliche Biografien von Männern. Zu sehen sind SS-Führer, die später hohe Posten im KZ-System bekommen - damit über Leben und Tod entscheiden. Sogar zwei Männer, die in Auschwitz Kommandant werden, sind zu finden. Alle stehen am Anfang der Karriere, sind mitten in der Ausbildung des mörderischen Handwerks. Die Männer bilden Seilschaften, die das Grauen in Europa verteilen, ein mitteldeutsches Netzwerk der SS, das das KZ-System prägt: 16 Männer, die einmal im KZ Lichtenburg tätig waren, sind später Kommandanten eines Konzentrationslagers. Stefan Hördlers Augenmerk fällt aber auch auf Männer, die keine hohen SS-Ränge hatten und doch unverzichtbar waren, in Positionen, die als "mittleres Management" des KZ-Systems gelten: Wachmannschaften, Häftlingskompanieführer, Blockführer, Arbeitsdienstführer.