12 Tage dauert die Bergkirchweih. Der "Berch", wie die Erlanger sagen, gilt als eines der lauschigsten, ältesten und beliebtesten Bierfeste Bayerns und geht auf das Jahr 1755 zurück. Ein Pfingstmarkt, ein Schützenfest und die Kirchweih der Altstädter Dreifaltigkeitskirche wurden zusammengelegt - die Mischung aus Kirchweih und Volksfest war geboren. Gut 350 Tage lang im Jahr ist der Erlanger Burgberg ein beschaulicher Hügel im Grünen. Zwar gibt es keine Burg und auch die Bezeichnung "Berg" ist weit übertrieben, dafür lässt sich auf einem Skulpturenweg flanieren und in Bierkellern unter prächtigen Bäumen eine Brotzeit genießen. Immer um Pfingsten herum aber wandelt sich die Idylle. Fränkische Expats der ansässigen Weltkonzerne reisen aus Singapore, Shanghai oder Dubai an, Wirte in Erlangens Innenstadt zimmern an Außenschänken und in den Kellergewölben im Burgberg werden Hektoliter Bier eingelagert. "Der Berch ruft!" zur Bergkirchweih und rund eine Million Besucher von Nah und Fern folgen jedes Jahr begeistert diesem Ruf - etwa zehn Mal so viele wie Erlangen Einwohner hat. Schon als Kind hat Rosi Müller hier Brötchen verkauft. Mit ihrem Mann Heinz versorgt sie bis heute hungrige Bergbesucher mit Schnittlauchbroten und Bratwürsten. Rosi und Heinz Müller kennen die Geschichte der Erlanger Bergkirchweih und viele Geschichten. Tradition hat am "Berch" nichts mit Schicki-Micki-Zelten zu tun, sondern mit tiefer Verbundenheit und eher bodenständigen Ritualen: Am Donnerstag vor Pfingsten startet das Fest mit dem Anstich des ersten Fasses Bier, das traditionell als Freibier ausgegeben wird. Die Jüngeren tanzen fortan auf den Tischen, die Älteren treffen sich an ihren Bergstammtischen, tauschen Lebensgeschichten und Gästebücher aus. Wer mag, darf auch zur Kärwa seine eigne Brotzeit mitbringen. Die Atmosphäre ist familiär, zwischen den vielen Besuchern, genauso wie den Wirten und Schaustellern.