07:55 - 08:50
NDR

    Der Komponist Paul Dessau

    Dokumentation • D 2022 • 55 Minuten

    Von Hamburg über Hollywood in die DDR

    Paul Dessau (1894-1979) ist Geiger, Dirigent, Komponist und Musiklehrer. Er schreibt Operetten- und Filmmusik, sowohl zu Bergfilmen mit Leni Riefenstahl als auch zu Trickfilmen von Walt Disney. Im Ersten Weltkrieg ist der gebürtige Hamburger Soldat, im Zweiten Weltkrieg jüdischer Exilant in Frankreich und in den USA. In Hollywood arbeitet er auf einer Hühnerfarm und schreibt als anonymer Komponist die Klänge zu einigen Zelluloid-Blockbustern. Als überzeugter Kommunist geht Paul Dessau in die DDR. Er arbeitet mit Bertolt Brecht sowie seiner vierten Frau, der Regie-Ikone Ruth Berghaus (1927-1996), und prägt maßgeblich die sozialistische Musikszene und Bühnenkunst. Seine "Thälmann-Kolonne" wird zum Gassenhauer, gleichzeitig wird er wegen seiner oft eigenwilligen Klangsprache als Formalist verschrien. Er wird zum nach außen gefeierten, nach innen angefeindeten DDR-Staatskomponisten. Der Film skizziert ein Künstlerleben zwischen Anpassung und Abstoßung, politischem Idealismus und musikalischer Individualität, in dem sich wie unter einem Brennglas die wechselhafte deutsch-deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts verdichtet. Mit über 430 Werken ist Paul Dessau ein Arbeitswütiger, mit seiner explosiven, oft sperrigen Klangsprache ein Unbequemer, der die Gesellschaft verändern und mitgestalten möchte und mit fast naiver Unerschütterlichkeit an der kommunistischen Idee festhielt. Interviewpartner vom Politiker Gregor Gysi (Die Linke) bis zum US-amerikanischen Jazzkomponisten Jack Cooper lassen nicht nur mit Worten, sondern tatsächlich puzzelnd das Porträt eines deutschen Künstlers entstehen.

    Regie:
    Anne-Kathrin Peitz

    Sendungsinfos

    OT
    Originaltitel:
    Der Komponist Paul Dessau
    Folgesendung: 08:50 / NDR

    Eiji Oue dirigiert die NDR-Radiophilharmonie

    Antonin Dvorak - Slawische Tänze op. 72 Nr.2 und op. 46 Nr.8
    10 Minuten
    zur Folgesendung