Die Oder ist kein spektakulärer Fluss. Der Dichter Paul Keller bezeichnete sie vor über hundert Jahren wenig schmeichelhaft als ein "edles Bauernweib", das mit "stillen, sicheren Schritten durch ihre Lande geht." Aber was wissen wir eigentlich über diesen Fluss, der nach dem Zweiten Weltkrieg zur Oder-Neiße-Friedensgrenze und damit zu einem Symbol der Nachkriegsordnung wurde - der sich aber auch, vor allem in Schlesien, stets als eine Brücke zwischen Deutschen und Polen versteht?
Ein Erkundungsteam des rbb - angeführt vom himmelblauen Robur-Bus mit Reinhard Rogge am Steuer - geht auf "Expedition Oder", erzählt Geschichten von den alten und neuen Veränderungen einer einzigartigen historischen Kulturlandschaft und von ihren Menschen. Die Quelle entspringt an einem ungewöhnlichen Ort, auf einem NATO-Truppenübungsplatz in Tschechien, mitten im mährischen Odergebirge. Aus dem anfänglichen Bergbach wird schon bald ein Flüsschen, das bei langen Regenfällen zum reißenden Fluss werden kann.
Nach der verheerenden Oderflut von 1997 wurde deshalb kurz vor Ratibor ein gigantischer Polder errichtet. Dieses große, moderne Hochwasserschutzsystem soll in Zukunft Schlimmstes verhindern. Folgt man dem Flusslauf durch Schlesien, lassen sich immer wieder deutsche Spuren entdecken, aber auch, dass die Oder einst wichtiger Schifffahrtsweg war. Riesige Hafenanlagen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Kędzierzyn-Koźle (Kosel) gebaut wurden, erzählen davon.
Die Königin an der Oder ist allerdings Wrocław, das ehemalige Breslau. Das rbb-Team erkundet hier gemeinsam mit einer Architektin moderne Wohnsiedlungen in historischen Industrieanlagen. Nur ein paar Kilometer weiter bei Głogów (Glogau) trifft die "Expedition Oder" dann auf Vater und Tochter Szocik vom polnischen Autoclub "Wrak Race Grębocice team". Was folgt, ist legendär und lässt nicht nur Reinhard Rogges Robur-Herz höherschlagen.
Am Ratzdorfer Pegelhäuschen endet schließlich die erste Etappe.