Ein technisches Wunderwerk, ein Superlativ und eine Daueraufgabe: Der Nord-Ostsee-Kanal ist die meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt. Doch der Kanal braucht teure Pflege. Im Sommer 2024 muss eine der beiden großen Schleusenkammern in Brunsbüttel monatelang stillgelegt werden, weil eines der tonnenschweren Tore nicht mehr richtig funktioniert. Gleichzeitig wird der Kanal verbreitert - 30.000 Kubikmeter Boden werden jede Woche abgegraben. Die Verbreiterung war notwendig, denn der Verkehr ist dicht, und oft kommen sich die Frachter gefährlich nah. "Das liegt sicherlich auch an der zunehmenden Größe der Schiffe", sagt Lotse Markus Böhm, während er den Kanal entlangsteuert. Gleichzeitig äußert er Kritik an der Verkehrspolitik: "Wie bei Straßen, Brücken und Bahnschienen wird auch bei der Wasserstraße stark gespart." Dabei ersetzt jeder Schiffscontainer dort einen langen Lkw-Transport. Das spart Treibstoff und verbessert die CO2-Bilanz der Fracht. Die Riesenschiffe mitten im Binnenland faszinieren. Nur an wenigen Orten kommt man den großen Pötten so nah wie am Nord-Ostsee-Kanal. "Shipspotter" nennt man Menschen, die gern Schiffe schauen - im Norden ist das kein ungewöhnliches Hobby. Estrid und Edgar fahren mit ihrem Wohnmobil gern zu Plätzen mit guter Aussicht. In Rendsburg haben sie einen idealen Aussichtspunkt gefunden. Stellplatzwart Rainer Schmidt freut sich über die Gäste aus nah und fern, sie haben ihm zu seinem Traumjob verholfen. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist es, die Hecken kurz zu halten, damit die gute Sicht auf den Kanal bloß nicht gestört wird. Ingenieur Jürgen Schneider vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt tut derweil alles, um das letzte Schleusenbecken in Brunsbüttel offen zu halten: "Wir haben eine Sturmwetterlage in der Nordsee, und da sind natürlich die Bedingungen nicht so angenehm wie hier im Kanal." Eine neue Schleuse sollte längst die beiden alten entlasten, doch die Fertigstellung verzögert sich immer wieder.