Einen ganzen Berggipfel in ein Grabmal zu verwandeln, grenzt an Tollkühnheit. Seit 1987 führt die UNESCO ein solches Grabmal auf dem Berg Nemrut im Südosten der Türkei als Weltkulturerbe. An der Südflanke des Taurusgebirges, auf 2159 Metern Höhe, begraben unter knapp 200.000 Kubikmeter Geröll und Felsgestein, vermuten Archäologen die Grabkammer des sagenumwobenen Herrschers Antiochos. Das Grabmal gilt heute als Ikone all jener Rätsel der Vergangenheit, die ihre Geheimnisse der Forschung bislang entziehen konnten. Dutzende bis zu acht Meter hohe Steinskulpturen auf den zwei Terrassen unterhalb des künstlich aufgeschütteten Berggipfels gelten vielen als Antwort Vorderasiens auf die Steingötzen der Osterinsel: Es sind die letzten Zeugen des kommagenischen Königreichs, einer rätselhaften Herrscherdynastie, die einst aus den Weltreichen Alexander des Großen und des Persischen Königs Dareios I. hervorging und sich über Generationen den Macht- und Gebietsansprüchen der römischen Cäsaren widersetzte. Der gigantische 50 mal 150 Meter messende Tumulus auf der Bergspitze des Nemrut gibt Archäologen trotz Einsatz geophysikalischer Grabungstechniken bis heute Rätsel auf. Der deutsche Historiker Friedrich Karl Dörner, der nahezu sämtliche Inschriften auf dem Nemrut entzifferte, versuchte 1956 erstmals, einen Stollen zum geheimen Grab des Antiochos zu finden. Das Gelände um den Berg sei eine Goldquelle, vertraute Dörner seinen Mitarbeitern an, "doch sein Innerstes hält er verborgen wie einen Schatz." Auch Theresa Goell, die amerikanische Nemrut-Pionierin, konnte sich dem Bann des kommagenischen Königs nicht entziehen. "Ein Fluch", notiert sie verbittert noch kurz vor ihrem Tod und schreibt: "Wenn ich schon nicht zu Antiochos vordringen kann, dann möchte ich neben ihm begraben werden." Sie starb hochbetagt im Winter 1985 und ließ ihre Asche auf dem Gipfel des Nemrut in alle Winde zerstreuen.
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