Was hinter den Mauern der Kirche lange ein offenes Geheimnis war, wird am 27. März 1995 zur Gewissheit. Das Wochenmagazin profil bringt Missbrauchsvorwürfe gegen den Wiener Erzbischof Hans Hermann Groër als Titelgeschichte. Ein Tabubruch, der das katholische Österreich erschüttert. In den folgenden Wochen treten immer mehr Opfer hervor und schildern ihre Erfahrungen. Doch die Kirche schweigt beharrlich oder dementiert die Vorwürfe. Man bemüht sich, eine geschlossene Front aufrechtzuerhalten, doch dieser Versuch gerät ins Wanken. Vor allem die umstrittenen Verteidigungsstrategien, allen voran vom Diözesanbischof von St. Pölten Kurt Krenn, verschärfen die Debatte und vertiefen die Spaltung innerhalb der Gläubigen und der Kirche selbst. Die Dokumentation zeichnet die dramatischen Tage rund um die Enthüllung nach und lässt JournalistInnen, KircheninsiderInnen und ZeitzeugInnen zu Wort kommen. Der Skandal rund um Kardinal Groër wird zum Wendepunkt im katholisch geprägten Österreich: Hunderttausende treten aus der Kirche aus, gleichzeitig formiert sich mit "Wir sind Kirche" die größte Reformbewegung des Landes. Mit der Einrichtung der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft wird Jahre später ein Meilenstein im Umgang mit Missbrauch gesetzt. "Schicksalstage Österreichs - Skandal um Kardinal Groër" erzählt von Macht, Missbrauch und dem Schweigen einer Institution - und davon, wie dieser Skandal nicht nur die katholische Glaubensgemeinschaft, sondern auch das Verhältnis Österreichs zur Kirche bis heute verändert hat.
