Die Mütter erinnern sich noch heute voller Sehnsucht an ihre Jugend, in der das Fußballspiel ihnen Raum für Emanzipation gab. Die Welt der Töchter heute sieht anders aus: zwischen Instagram, Selbstfindung und familiärer Verantwortung. Die Filmemacherin zeigt Menschen, die Suchende bleiben. Ihre dokumentarische Position entwickelt dabei nicht nur ein vielschichtiges Porträt der ehemaligen Fußballspielerinnen, sondern wirft Fragen danach auf, wie Lebenswege generationsübergreifend geprägt werden. Vor dreißig Jahren begann die Filmemacherin Aysun Bademsoy eine Langzeitbeobachtung der ersten türkischen Frauen-Fußballmannschaft Europas. Mit "Mädchen am Ball" (1995) zeigte sich, dass der BSC Agrispor in Berlin-Kreuzberg mehr als nur ein Sportverein für die Heranwachsenden war: inmitten von Turnieren und Freundschaften gewannen die Spielerinnen ein neues Selbstbild in einem Land und zu einer Zeit, in der Rassismen wieder offen in die Straßen getragen wurden. Zwei Jahre später zeigte die Filmemacherin mit "Nach dem Spiel" (1997), dass die Geschichte eine war, die sich im Prozess der Zeit erst manifestierte. Dementsprechend vergingen zehn Jahre in den Leben von Türkan, Nalan, Nazan und Arzu bis "Ich gehe jetzt rein" (2008) entstand. Eine Zeit in der sich nicht nur die Protagonistinnen veränderten, sondern die Filme auch das Verständnis für die zeithistorischen Strukturen erweiterten. Mit geduldiger Annäherung fingen sie Zeitgeist und Stimmungen auf den Straßen Berlins ein - so wurden die Konflikte der Frauen zu allgemeingültigen Herausforderungen einer Generation. Die Filme lassen sich als Zeitdokumente betrachten, die ausgehend vom Mikrokosmos einer Frauen-Fußballmannschaft davon erzählen, was es heißt, als Türkinnen in Deutschland zu leben. "Spielerinnen" (2024), der vierte Teil der Langzeitbeobachtung, interessiert sich noch deutlicher für die Bedingungen, welche die Lebenswege von Menschen aus Einwandererfamilien prägen.
