Kein Bollywood-Regisseur könnte diese Inszenierung schlagen: Vor dem palastartigen Sri Dalada Maligawa, dem "Zahntempel" von Kandy - warten die heiligen Elefanten auf den Beginn der Perahera. Allabendlich wird in einer festlichen Prozession die heiligste Reliquie des Landes - oder wenigstens ihre Aufbewahrungshülle - durch die Straßen getragen. Eine aufwendige Licht- und Tonshow begleitet den rituellen Umzug der als heilig verehrten Dickhäuter. Das farbenprächtige Spektakel erinnert die sri-lankische Bevölkerung an die alte Zeit des Königtums und die Ursprünge des Buddhismus, die Touristinnen und Touristen werden in die Traumwelten der fernöstlichen Exotik entführt. Während der zweiwöchigen Perahera steht die alte Königsstadt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. In ihrem Schatten findet zeitgleich die Perahera von Kataragama statt. Dorthin verschlägt es nur wenige Touristen. Aber für Hunderttausende Pilger bedeutet Kataragama das spirituelle Zentrum des Landes. Sie kommen zu Ehren der wichtigsten Schutzgottheit des Landes: Kataragama. Buddhisten und Hindus verehren ihn unter verschiedenen Namen und unterschiedlichen Identitäten. Das hält sie nicht davon ab, das Pilgerfest gemeinsam zu feiern. Selbst während des Bürgerkriegs bis zum Jahr 2009 trafen sich in Kataragama die Pilger der unterschiedlichen Konfessionen und Ethnien. Damit waren sie damals schon eine Art Gegenwelt zum politisch aufgeheizten Konflikt. In der Gegenwart sind sie ein weithin leuchtendes Beispiel dafür, dass Vielfalt, Toleranz und gegenseitige Anerkennung möglich sind. An keinem Ort ist die Hoffnung auf dauerhaften Frieden allgegenwärtiger als in Kataragama - dem multireligiösen Zentrum der Insel.
