Der Hamburger Kiez ist nicht nur nachts schillernd und bunt. Unweit der "sündigen" Meile hat St. Pauli tagsüber wahre Perlen zu bieten für alle, die dort wohnen. Konditorei, Minigrill, Gemüseladen: Die Besitzer dieser Traditionsgeschäfte rund um die Paul-Roosen-Straße halten den berühmten Stadtteil mit viel Herzblut zusammen, immer mit einem lockeren Spruch auf den Lippen. Birgit Aue ist wohl die bekannteste Konditorin auf dem Kiez. Ihren Laden gibt es schon seit über 60 Jahren in der Hein-Hoyer-Straße. "Das hier ist ein kleines Geschäft, wo es familiär zugeht, wo ich alles machen kann", sagt die Chefin. Birgit kreiert ihre berühmten Sahnetorten und nackte Marzipan-Girlies, St. Pauli-Herzen, Leipziger Lerchen oder riesige Hochzeitstorten. "St. Pauli mit seinen 22.000 Einwohnern ist ein Dorf. Man hilft sich gegenseitig", sagt Birgit. Wenige Schritte von ihrer Konditorei Rönnfeld entfernt gibt es wohl die besten "frei laufenden" Hähnchen auf St. Pauli. Der kleine Grillimbiss gehört dem Peter Lüllemann. Vor über 30 Jahren hat er ihn gekauft. Er, seine Frau Beatrice und ihr Sohn Marc arbeiten im Grill Hand in Hand "Zu uns kommt jeder vom Kiez. Viele Kunden sind treu, die schon seit Jahrzehnten herkommen", sagt Peter. Die Lüllemanns lieben den Schnack mit ihrer Kundschaft, das gilt auch für Doris Terheyde. Im Viertel wird sie nur "die Gemüseflüsterin" genannt. Jeden Tag verkauft sie in ihrem Laden Obst und Gemüse. In die kleinen Traditionsläden zieht es auch Adrian Blendinger und Victor Mühlbeyer. Die Wandergesellen sind nach altem Zunftbrauchtum mindestens drei Jahre und einen Tag lang auf der Walz und machen Zwischenstation auf St. Pauli. Nicht verheiratet, keine Kinder, keine Schulden, keine Vorstrafen, aber einen Gesellenbrief. Das waren die Voraussetzungen, um auf Wanderschaft zu gehen. Adrian ist Tischlergeselle und Victor Zimmergeselle. Beide lieben "das Gefühl der großen Freiheit".





