"Dann hat er mich umgedreht"

Wie fake ist Reality-TV? Heftige Vorwürfe gegen RTL

30.04.2024 um 15:39 Uhr

In der neue SWR-Dokumentation "Wie fake ist Reality-TV? Sex, Alkohol, Manipulation – Reality-TV-Stars packen aus" werden erschreckende Details zur Produktion einer Reality-Show bei RTL gezeigt.

Das Reality-TV-Business ist eine Boombranche, immer mehr Formate sind in den letzten fünf Jahren regelrecht aufgepoppt: Reality-Shows wie "Are You The One", "Temptation Island", "The 50", "Too hot to handle", "Sommerhaus der Stars" oder "Prominent getrennt" erzielen zum Teil hohe Reichweiten und sorgen für Aufmerksamkeit bei jüngeren Zielgruppen. Inzwischen sind auch große Streaming-Anbieter wie Netflix und Amazon Prime ins Reality-TV-Business eingestiegen.

In Deutschland werden die meisten Formate von RTL produziert. Der Kölner Privatsender bezeichnet sich selbst als "Home of Reality". "Wir lieben unsere Reality-TV-Formate", teilt RTL Deutschland auf Anfrage des SWR-Investigativformats "Vollbild" mit. Der Sender sei stolz auf Erfolgsmarken wie "Ich bin ein Star holt mich hier raus" oder "Der Bachelor".

Es werden die Schattenseiten von Reality-TV gezeigt

Doch Vollbild-Recherchen enthüllen nun die Schattenseiten der Branche. In der TV-Doku berichten Insider auf Produktionsseite und Teilnehmer*innen über ihre Erfahrungen hinter den paradiesisch-traumhaften Bildern der Reality-TV-Welt. Sie erzählen von exzessivem Alkoholkonsum und Schlafentzug bei Reality-TV-Shows, von Gewalt und Sex am Set, Manipulation und verzerrter Darstellung sowie vom bewussten Casting von Kandidatinnen und Kandidaten, die Krawall versprechen.

Während der Dreharbeiten zu einem bekannten RTL-Dating-Formats soll es sogar zu einem sexuellen Übergriff gekommen sein. Eine Teilnehmerin berichtet von einem Set-Vorfall während einer Party. Sie sei mit einem Teilnehmer, dem mutmaßlichen Täter, in ein Badezimmer gegangen. "Ich habe gedacht, wir wollen quatschen. Dann hat er mich umgedreht, mir mein Höschen runtergezogen und wollte mit mir Sex haben. Ich habe mehrfach 'Nein' gesagt, doch er hat es immer wieder versucht."

Ein Mitarbeiter der Produktion konnte die Situation auflösen. "Sie hatten auf der Tonspur gehört, dass ich 'Nein, Stopp' gesagt habe, weil wir und das Bad verkabelt waren", erzählt die Reality-TV-Teilnehmerin, die in der Doku anonym bleibt.

Die zuständige Produktionsfirma lässt über eine Anwaltskanzlei mitteilen: "Die Vorwürfe der von Ihnen zitierten Teilnehmerin gegenüber einem anderen Teilnehmer der Dreharbeiten können von unserer Mandantschaft weder bestätigt noch bestritten werden. (...) Die Teilnehmerin berichtete, dass der männliche Teilnehmer einmal versucht habe, ihr Höschen auszuziehen. Dem habe sich die Teilnehmerin erfolgreich widersetzt. Der Teilnehmer bestritt den Vorwurf."

Der mutmaßliche Täter musste das Set verlassen

Eine abschließende Aufklärung des Sachverhalts, bei der Aussage gegen Aussage steht, konnte nicht erfolgen, weil die Situation nicht von einer Kamera aufgzeichent wurde. Die Party wurde laut Teilnehmern und Produktionsfirma aufgelöst. Der Teilnehmer habe das Set verlassen müssen. Die besagte Partynacht wurde in dem RTL-Format über mehrere Minuten hinweg gezeigt, der Vorfall hingegen in der betreffenden Folge nicht erwähnt. Die Betroffen behauptet darüber hinaus, dass man ihr gesagt habe, sie solle die Geschichte "nur nicht nach draußen tragen".

Auf Anfrage von "t-online.de" nahm ein RTL-Sprecher Stellung zu den Vorwürfen: "Bei der im Beitrag geschilderten Situation aus dem Jahr 2021, die abseits der Kameras stattfand, hat unser Produzent sofort eingegriffen und den Protagonisten des Sets verwiesen, der Teilnehmerin wurde umgehend psychologische Hilfe angeboten."

RTL gibt außerdem an, die Kandidatin habe "die geschilderten Vorwürfe sowohl in allen folgenden Gesprächen mit dem Produzenten als auch mit dem ihr zur Verfügung gestellten Psychologen nicht wiederholt und sogar zurückgenommen".

 

Quellen
  • tagesschau.de / SWR
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