Kommissar Thiel hat noch zehn Jahre bis zur Rente

20 Jahre „Tatort: Münster“: Was ist das Geheimnis der Quotenkönige?

06.03.2022 um 14:25 Uhr

Das erfolgreichste „Tatort“-Team feiert heute mit dem neuen Fall „Propheteus“ seinen 20. Geburtstag. Ein Blick hinter die Kulissen der Krimireihe, die von Fall zu Fall populärer wird. Warum eigentlich?

Quizfrage: Wer kann es sich erlauben, zur besten Sendezeit einen abgedrehten Krimi über einen Rechtsmediziner im Hawaiihemd und einen Hund namens Banane zu zeigen – und darf trotzdem auf die beste Einschaltquote des Jahres hoffen? Natürlich Jan Josef Liefers und Axel Prahl. Am 6. März feiert das beliebte Krimiduo 20 Jahre „Tatort: Münster“. Und genießt dabei, wie immer, Narrenfreiheit.

Im Jubiläumsfall bekommen es die beiden mit einem mörderischen Verschwörungstheoretiker zu tun – und mit dem Verfassungsschutz. Es geht um Fake News, Außerirdische und Schwafler. Verschwörungstheoretiker Udo Kayser (Matthias Komm) ist überzeugt davon, dass es Aliens gibt, und bei ihrer Bekämpfung zu allem entschlossen. Er bringt Prof. Boerne (Jan Josef Liefers) und Kommissar Thiel (Axel Prahl) in seine Gewalt, treibt die Ermittler aufs Dach des Münsteraner Polizeipräsidiums und kündigt an, alle medienwirksam in die Luft zu sprengen – doch ein aus dem Nichts auftauchender Hund stürzt Kayser in die Tiefe.

Der Vorfall ruft den Verfassungsschutz auf den Plan:

In stundenlangen Kreuzverhören versuchen zwei Beamte namens Herr Muster (Melanie Reichert) und Frau Mann (Daniela Reichert), Thiel und Boerne zu entlocken, wie es zur Geiselnahme kam und was diese mit einem weiteren Mord zu tun haben könnte: der Tötung des kaufsüchtigen Frauenhelden Magnus Rosponi. Und woher kommen jene Videos, auf denen Boerne sich selbst als Verschwörungstheoretiker outet?

Ja, es gab schon bessere Krimikost aus Münster. Doch trotz der hanebüchenen Handlung wird die treue Fangemeinde dem Ermittlerquintett um Frank Thiel, Karl-Friedrich Boerne, Alberich (Christine Urspruch), Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) und Thiels bekifften „ Vadder“ (Claus D. Clausnitzer) wohl auch diesmal Mega-Einschaltquoten bescheren. Die letzte Folge „Des Teufels langer Atem“ verfolgten 14,16 Millionen Zuschauer.

Welchem Erfolgsrezept ist dieses dauerhafte Quotenhoch zu verdanken? Wie lange feilen die Drehbuchautoren an den verrückten Geschichten? Was sind die Herausforderungen für Produzenten und Regisseure? Wir sprachen mit Produzentin Sonja Goslicki, Regisseur Lars Jessen, Autor Thorsten Wettcke und den beiden Hauptdarstellern Axel Prahl und Jan Josef Liefers.

"In jedem Krimi fangen sie wieder bei null an"

„Die Tatsache, dass unsere Geschichten stets in der permanenten Gegenwart spielen, ist beim Schreiben der Drehbücher eine Erleichterung“, verrät Autor Thorsten Wettcke. „Egal was unsere Figuren erleben, in jedem Krimi fangen sie wieder bei null an. Das gibt uns jede Menge Freiheit, weil wir Thiel und Boerne Abenteuer zumuten dürfen, die sonst schwerwiegende Folgen für die beiden haben würden.“ Für das Schreiben eines Drehbuchs, so Wettcke, brauche er rund 18 Monate.

Was inspiriert den Autor, der sich Episoden wie „Tatort: Lakritz“ (2019) und „Des Teufels langer Atem“ (2022) ausgedacht hat? „Mein Geheimnis ist, dass ich meine Storys zielgerichtet für Thiel und Boerne schreibe, weil die beiden die DNA dieser speziellen Krimis sind. Und natürlich versuche ich, so viele Szenen wie möglich zu schreiben, in denen die beiden gemeinsam auftreten.“ Was war bislang die größte Herausforderung für den Drehbuchautor? „Die richtige Balance zwischen Emotion, Komödie und Krimi zu finden – und manchmal auch ein wichtiges Thema wie ‚Sterben‘ unterzubringen, wie in ‚Des Teufels langer Atem‘.“

Apropos Herausforderung: Für Sonja Goslicki, Produzentin und Miterfinderin des „Tatorts: Münster“, wurde es im Lauf der Jahre immer schwieriger, passende Drehtermine zu finden. Grund: Die Popularität von Liefers und Prahl wird immer größer. „Die beiden Hauptdarsteller sind ungeheuer aktiv. Einerseits schauspielern Jan Josef und Axel, andererseits haben sie auch noch ihre Bands.“ Am Set jedoch, so Goslicki, seien beide trotz zunehmender Beliebt- und Berühmtheit immer „kameradschaftlich“ geblieben: „Dort habe ich sie ausschließlich kollegial erlebt.“

Was ist denn nun das Erfolgsrezept?

Freude am Job! Eine positive Erfahrung, die auch Regisseur Lars Jessen teilt: „Die Freude der Hauptdarsteller an ihrer Arbeit überträgt sich auf die komplette Atmosphäre. Ich genieße jeden der 22 Drehtage pro Folge und freue mich jedes Mal, wenn ich als Kapitän auf dem Viermaster ‚Tatort: Münster‘ unterwegs bin, ein paar Schläge mit dem Team mitsegle und dann an den nächsten Kollegen übergebe.“

Nach 20 Jahren Einsatz für Münster ist Jan Josef Liefers auch die Stadt ans Herz gewachsen: „In all den Jahren ist Münster für mich viel mehr geworden als nur ein Arbeitsort. Ich habe hier einige Freunde gefunden und mag zudem den Menschenschlag.“ Wie lange gedenken die beiden Hauptdarsteller hier noch als „Tatort“- Kommissare tätig zu sein? Axel Prahl verrät: „Meine Figur Frank Thiel ist am 3. März 1965 geboren. Insofern hat er noch zehn Jahre bis zur Rente!“

„Tatort: Propheteus“: Sonntag, 6 . März, 20.30 Uhr im Ersten

 

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