Rbb-Doku deckt auf

80.000 Euro Ablöse!? – Berliner Kleingärten sind nur für Besserverdiener

17.04.2023 um 16:49 Uhr

Es ist ein neues Kapitel im Berliner Mietenwahnsinn: Erst wurde um die Wohnungen gekämpft, jetzt um die Kleingärten – und wie so oft scheinen die Besserverdiener den Kampf zu gewinnen. Die Rbb-Sendung „SUPER.MARKT“ stieß auf Mega-Ablösesummen von über 80.000 Euro. Jetzt warnen die Vereine vor den unseriösen Angeboten…

Nun sind auch die Ruheoasen des kleinen Mannes (oder Frau) nicht mehr vor Spekulanten sicher. Schon seit Jahren erfreuen sich Kleingärten immer größerer Beliebtheit. Rund 19.000 Menschen warten aktuell auf eine der rund 71.000 Gärten in der Stadt. Das führt nicht nur zu extrem langen Wartelisten, sondern offenbar auch zu absurden Ablösesummen.

Die Redaktion des Rbb-Verbrauchermagazins entdeckte bei Recherchen Angebote für über 80.000 Euro. In einer ebay-Anzeige für 42.000 Euro begründet die Pächterin ihr Forderung ganz offen damit, dass nun mal „So viele Leute suchen.“ Üblicherweise entscheiden jedoch nicht die vorherigen Pächter, sondern der Verein über den Wert des Gartens. Anschließend bekommt nicht der Meistbietende, sondern der Erste auf der Warteliste einen Pachtvertrag vorgelegt.  

Diese Angebote sind illegal

Auch Rechtsanwältin Kathleen Pfordte betont: „Die Vergabe der Kleingärten soll nach der zeitlichen Reihenfolge erfolgen. Nur Bewerber mit sozialen Voraussetzungen und Räumungsbetroffene seien vorzuziehen.“ Und das ist keine nette Empfehlung, sondern Vorschrift. Im Bundeskleingartengesetz ist außerdem streng die Nutzung geregelt. Die Gärten sollen der Gemeinnützigkeit dienen, eine soziale und ökologische Rolle spielen und zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse beitragen.

Die Richtlinien für die Wertermittlung von Kleingärten gäben eine Summe über 20.000 Euro außerdem gar nicht her, so Dagmar Frick vom Bezirksverband Lichtenberg. Wer sich auf solche unseriösen Angebote einlässt, muss also mit einer herben Enttäuschung rechnen. Der Berliner Landesverband der Gartenfreunde bestätigte, dass gegen solche Praktiken vorgegangen werde. Die erholungsbedürftigen Großverdiener dieser Stadt sollten wohl lieber wieder in Fernreisen investieren.

Die gesamte Recherche ist im rbb-Verbrauchermagazin "SUPER.MARKT" am 17. April um 20.15 Uhr zu sehen.

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