Bedrohungsszenario im Film absolut real

„Die Whistleblowerin“: Cyberattacken auf Krankenhäuser sind eine echte Gefahr!

13.11.2023 um 17:40 Uhr

Im ZDF-Thriller „Die Whistleblowerin“ greifen Hacker gezielt die Computersysteme des Berliner Zentralklinikums an. Ein glaubhaft inszeniertes Bedrohungsszenario im TV, das leider absolut real ist.

Nach Jahren der Trennung meldet die Russin Galina sich urplötzlich ihren Ex-Freund Tom und bittet ihn um Kontakt zu seiner Schwester, die den Krisenstab im Auswärtigen Amt leitet. Tom soll einen Link weitergeben, in dem sich Informationen befinden, dass unbekannte Hacker in die Steuerungen des Zentralklinikums Berlin eingedrungen sind. Nach einem Systemausfall verstarb bereits ein Patient.

Galina behauptet, dass sie noch mehr Informationen habe und zudem den rettenden Code besitze, der weitere Anschläge vereiteln könnte. Dafür fordert die Whistleblowerin sehr viel Geld, Asyl in Deutschland und die Aufnahme in ein Zeugenschutzprogramm für sich und ihre Tochter.

Die Story im ZDF-Thriller basiert nicht auf einem wahren Fall, ist aber überaus realistisch, was Cyber-Attacken auf Krankenhäuser betrifft.  Im September 2020 wurde beispielsweise das Universitätsklinik Düsseldorf zum Opfer eines Hackerangriffs:  Etwa 30 Server des Klinikums wurden über Nacht verschlüsselt, so dass fast alles stillstand. Telefone, Emails, Zugriff auf Patientendaten waren nicht mehr verfügbar und auch die Technik in den OPs fiel zum Großteil aus.

Das führte dazu, dass Notfallpatienten nicht aufgenommen und versorgt werden konnten. „Keine Notarztwagen, keine Hubschrauber, keine Krankenwagen kamen mehr, alle Ambulanzen waren geschlossen. Das ist eine schreckliche Zeit gewesen für uns und die Patienten“, so beschrieb es damals der ärztliche Direktor der Klinik, Frank Schneider, im WDR. Eine Notfall-Patientin musste ins weiter entfernte Krankenhaus nach Wuppertal gebracht werden, wo sie später verstarb. Ihre Behandlung konnte erst mit einstündiger Verspätung beginnen.

Die Klinik wurde damals wohl aus Versehen Ziel des Hacker-Angriffs. Ein Erpresserschreiben ging bei der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf ein und nachdem die Ermittler die Hacker auf die lahmgelegten Server der Universitäts-Klinik hinwiesen, schickten diese einen Entschlüsselungscode.

Die Hacker nehmen Katastrophen in Kauf

Rücksichtvolle Hacker dürften aber eher die Ausnahme sein. Davon geht auch Holger Münch, Präsident des Bundeskriminalamts (BKA) aus und warnte im Sommer dieses Jahres vor Angriffen im Gesundheitswesen. Die Hacker nehmen aus seiner Sicht auch Katastrophen in Kauf. So würden finanziell motivierte Cyberakteure davon ausgehen können, dass Geschädigte dieser Einrichtungen „besonders zahlungsbereit“ seien, um Einschränkungen in der Versorgungsleistung zu vermeiden. Es darf eben keine Toten geben.

Auch im Film kommt es zu weiteren Systemausfällen in deutschen Kliniken, weitere Patienten auf Intensivstationen sterben. Aufmerksame Zuschauer können die Zusammenhänge erst allmählich begreifen. Katharina Nesytowa (38, „Die Luft, die wir atmen“) und Artjom Gilz (36, „Das Boot“) spielen eindrücklich ein Paar, das sich im Grunde nicht über den Weg traut. Zumal irgendwann herauskommt, dass Galina nicht die Person ist, für die sie sich ausgibt, und dass auch Tom einige Dinge aus seinem Vorleben verschweigt. Selbst der im Zentrum des Falles stehende Staatssekretär (Christian Erdmann) spielt sein eigenes Spiel, das vor allem seinen Karriereplänen nützen soll.

Zum bitteren Schluss bleiben durchweg nur beschädigte Figuren zurück, die froh sein dürfen, mit dem Leben davongekommen zu sein.

„Die Whistleblowerin“: Mo, 13.11., 20.15 Uhr im ZDF und in der Mediathek

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