Re: Lieber verstrahlt als im Krieg?

Diese Menschen flüchten trotz Radioaktivität nach Tschernobyl

27.12.2021 um 14:55 Uhr

Auf der Suche nach einer neuen Heimat – fernab von Krieg und Gewalt – treibt es immer mehr Menschen aus der Ostukraine nach Tschernobyl, genau dorthin, wo die radioaktive Wolke nach der Reaktorkatastrophe 1986 niederging und Felder, Wälder, Straßen mit Strontium und Cäsium verseuchte. Für die Flüchtenden wiegt die mögliche Strahlenbelastung in der Region nicht so schwer wie die tägliche Bedrohung im Krieg.  

Eine Reportage auf Arte begleitet heute die Kriegsflüchtlinge Wadym Minsjuk und Jurij Andrejew. Die beiden wagen – gemeinsam mit anderen Menschen – den Neuanfang nahe der Sperrzone. Sie reaktivieren den Boden und bauen sich eine Infrastruktur auf. In der Ankündigung schreibt der Sender: Seit Ausbruch des Krieges in der Ostukraine sind über 1,5 Millionen Menschen aus den selbsternannten Republiken Donezk und Lugansk in andere Landesteile geflohen. Einige der Binnenflüchtlinge hat es ausgerechnet an den Ort verschlagen, den viele meiden: die Fallout-Region um Tschernobyl.

Binnenflüchtlinge als Motor für die Region?

Wadym Minsjuk möchte sich nach seiner Flucht eine Firma aufbauen, um seine Familie zu ernähren. Direkt neben der Sperrzone schmilzt er Schlacken zu Metall. Vor dem Krieg waren er und seine Frau erfolgreiche Unternehmer. Jetzt wohnen sie an einem Ort, der ein Gesundheitsrisiko für sie darstellen könnte. „Alle sagen immer: Tschernobyl – Strahlung! Bei uns schlugen Raketen ein“, berichtet Wadym Minsjuk.  

Auch Jurij Andrejew wagt den Neuanfang. Er ist überzeugt, dass seine gepachteten Felder in der Region „sauber“ sind. Alle seien vor der Bewirtschaftung untersucht worden. „Freies Land habe ich nur hier gefunden“, erzählt der Landwirt. „Gott sei Dank, hier explodiert keine Mine. Alle sind hier in Sicherheit.“

In der Reportage kommen auch Fachleute wie Walerij Kaschparow, der Direktor des ukrainischen Instituts für landwirtschaftliche Radiologie, zu Wort. Er ist überzeugt davon, dass die Fallout-Region nach 35 Jahren wieder aufgebaut werden kann. Die Binnenflüchtlinge könnten seiner Meinung nach ein Motor dafür sein.

„RE: Lieber verstrahlt als im Krieg – Neuanfang in Tschernobyl“ läuft heute, 27. Dezember 2021 um 19.40 Uhr auf Arte. Die Reportage ist auch in der Mediathek abrufbar.

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