FilmMittwoch im Ersten

„Eher fliegen hier Ufos“: Großes Loch löscht ganzes Dorf aus

08.11.2023 um 15:49 Uhr

Was heute als Spielfilm in der Fernsehreihe „FilmMittwoch im Ersten“ gezeigt wird, ist für die Menschen am Niederrhein bittere Realität. Der Braunkohletagebau hat ganze Dörfer verschlungen, viele Menschen haben ihre Heimat verloren. In „Eher fliegen hier Ufos“ wird dies am Beispiel der Familie Baumanns erzählt, die in Niersdorf lebt.

Marita Baumanns (Johanna Gastdorf) führt in dem kleinen Ort seit dem Tod ihres Mannes gemeinsam mit ihrem Schwager Klaus (Markus John), dessen Frau Irene (Petra Nadolny) und deren Tochter Natalie (Merle Wasmuth) die örtliche Familienbäckerei. Die Baumanns wollen so lange wie möglich in Niersdorf bleiben - „bis der Bagger kommt“. Doch die Risse, die sich wegen der bevorstehenden Umsiedlung durch die Dorfgemeinschaft ziehen, erreichen zuerst den Betrieb und schließlich auch das scheinbar stabile Familiengefüge. Hauptdarstellerin Johanna Gastdorf hat den Film zu einem Herzensprojekt erklärt. Sie sagt:

„Das Thema des Films berührt mich sehr. Da verlieren Menschen ihre Existenz, weil das Dorf, in dem sie ihr bisheriges Leben verbracht haben, aufgrund von politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen einfach verschwinden soll. Dörfer werden abgerissen, zerstört, selbst vor der Kirche und dem Friedhof macht man nicht halt. Die Menschen werden aufgefordert, in eine neu gebaute anonyme Siedlung umzusiedeln und sich dort ein neues Leben aufzubauen, und das innerhalb eines vorgegebenen Zeitrahmens. Sogar die Gräber auf dem alten Friedhof sollen umgesetzt werden! Hilflos ausgeliefert sein, lebend sterben – das war das Gefühl, das ich häufig während unserer Dreharbeiten empfunden habe.“

Realität und Fiktion verschmelzen

Auftakt der Geschichte ist der Abriss des Immerather Doms im Januar 2018. Sie endet im Frühjahr 2022 mit Beginn des Ukrainekriegs. Maritas Geschichte im Film ist also mit den realen Begebenheiten der Weltgeschichte verknüpft. Autor Ingo Haeb erklärt:

„Ich bin unweit des Braunkohle-Tagebaus aufgewachsen, als Kind habe ich die Bagger bestaunt. In all den Reportagen, die ich im Fernsehen über die Umsiedlungen gesehen habe, war von diesem Verlustschmerz die Rede, aber ich habe ihn nie mitfühlen können. Als ich mit den Leuten vor Ort gesprochen habe, verstand ich, dass sich die eigentlichen Dramen zum einen im Privaten abspielen und zum anderen ganz subtil über Jahre ziehen. Da war für mich klar, dass wir einen Spielfilm brauchen, um das abzubilden.“

„Eher fliegen hier Ufos“ läuft heute, 8. November 2023, um 20.15 Uhr im Ersten. Der Film ist auch in der Mediathek abrufbar.

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