Ein Film, der nicht in die Fernsehlandschaft passt

„Heute stirbt hier Kainer“: Der Wilde Westen fängt gleich hinter Friedberg an

21.04.2021 um 16:46 Uhr

Hessen ist nicht gerade als Kulisse für Western-Filme bekannt. Das könnte sich heute ändern. Martin Wuttke wird in seiner Rolle als Ulrich Kainer durch die ländliche Prärie streifen, um in Ruhe zu sterben. Die Zuschauer lernen derweil, dass es in deutschen Dörfern manchmal noch rauer zugeht als im Wilden Westen, denn die Landluft hängt voller Blei und die Dorfbewohner sind schlimmer als die Dalton-Brüder.

Einsamer Revolverheld, zynischer Sheriff

„Ich habe das Drehbuch gelesen und dachte an The Shootist – Der letzte Scharfschütze, den letzten Film mit John Wayne - Selbstbildnis des Künstlers als sterbender Revolverheld, der letzte seiner Art. Stoisch und pragmatisch, eine Haltung, die sich alles offen hält und im Augenblick wahrnimmt, keine Erklärungen und Entschuldigungen sucht“, umreißt Martin Wuttke seine Figur.

Justus von Dohnányi der den Sheriff bzw. Kommissar Decker spielt, hebt die Western-Atmosphäre ebenfalls hervor: „Mein erster Kommissar! Und dann gleich so einer! Von der Sohle bis zur Haarspitze unsympathisch, zynisch, großkotzig und verdorben. Heute stirbt hier Kainer ist schwarz, böse, unkorrekt, und das im überhöhten Westernstyle. Ein Film, der so gar nicht in die gängige Fernsehlandschaft passen will. Mutig und herausfordernd.“

Warum das Dorf wie eine Westernstadt ist

Es ist ein interessanter Ansatz, den guten alten Western auf die deutsche Dorfidylle zu übertragen. Drehbuchautorin und Regisseurin Maria-Anna Westholzer zeigt Gemeinsamkeiten zwischen beiden Welten auf: „Am Anfang standen das Dorf und seine Gesetze: Jeder kennt jeden, Liebe vergeht, Hektar besteht, wir sind wir. Wenn man in die archaischen Grundstrukturen einer intakten Dorfgemeinschaft auf dem Land hineingeboren wurde, kennt man die Gesetze.

Die Dorfgemeinschaft gibt dir Halt und zerreißt sich gleichzeitig das Maul über dich. Die Dorfwirtschaft ist das zweite Wohnzimmer, und man weiß Bescheid über jeden, der es betritt. Feste Strukturen, eigene Regeln und unglaublich viel Druck unterm Kessel, für den es einen von außen braucht, um ihn zu lösen. Und wenn er sich löst, sind wir im Wilden Westen.“ Gedreht wurde im Odenwald, in der Wetterau und im hessischen Friedberg.

„Heute stirbt hier Kainer“ läuft heute, 21.04.2021, 20.15 Uhr im ERSTEN. Der Film ist nach der Ausstrahlung drei Monate lang in der ARD-Mediathek verfügbar.

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