Die "Tatort"-Saison beginnt

So geht’s weiter beim „Tatort“: Jubiläen, düstere Stimmung und ein Krimidinner

03.09.2022 um 09:35 Uhr

Die „Tatort“ im Ersten startet Sonntag in die neue Saison: alles über die spannendsten Fälle, Neuzugänge, wichtige Jubiläen und einen möglichen Abschied.

Ein Artikel von TV Digital Chereporter Mike Powelz

Frankfurt 2022: Bei einer ekstatischen Therapiesitzung gibt es sechs Tote. Wien 2022: Ein Exorzist kommt gewaltsam ums Leben. England 1924: In einem Herrenhaus wird ein Mord verübt. Augenblick: England 1924? Sprechen wir immer noch vom „Tatort“? Ja, denn in der kommenden Saison erwarten die Zuschauer nicht nur spannende Themen wie im Frankfurter Fall „Leben Tod Ekstase“ oder in der Wiener Episode „Das Tor zur Hölle“, sondern auch ein historisches Experiment – im Münchener Einsatz „Mord unter Misteln“.

Wir haben ermittelt, welche Krimis 2022/ 2023 zu den Highlights zählen könnten. Ergebnis der Fahndung: Neben dem Zweiteiler „Nichts als die Wahrheit“ mit Corinna Harfouch als „Tatort“-Neuzugang Susanne Bonard in Berlin (erstes Halbjahr 2023) sind vor allem die Jubiläumsfolgen vielversprechend. Als Erstes zelebriert Maria Furtwängler am 9.10. mit dem Krimi „Die Rache an der Welt“ nicht nur 20 Jahre Charlotte Lindholm, sondern auch ihren 30. Einsatz, in dem sie, angelehnt an einen wahren Fall, einen Triebtäter jagt. Ebenfalls in Feierlaune sind zwei Wochen später die Kölner Kollegen Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär: Mit der Episode „Spur des Blutes“ begehen die beiden am 23.10. ihren 25. Geburtstag als „Tatort“-Duo. Diesmal suchen sie den Mörder eines 19-jährigen Junkies und müssen zudem herausfinden, warum ausgerechnet eine Kollegin ihre Ermittlungen verschleppt und behindert.

Auch für den 90. Fall der Münchener Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) haben sich die Drehbuchautoren ein besonderes „Schmankerl“ einfallen lassen. In „Mord unter Misteln“ nimmt das Duo an einem historischen Krimidinner teil. Ihre Aufgabe: Als „Constable Partridge“ und „Chief Inspector Lightmyer“ müssen sie den Mörder des Butlers in einem englischen Herrenhaus überführen. Das verspricht neben Spannung auch einigen Spaß

In Dortmund herrscht trotz eines Jubiläums düstere Stimmung: Nach dem Tod von Martina Bönisch (Anna Schudt) muss ihr trauernder Kollege Peter Faber (Jörg Hartmann) ausgerechnet zu seinem Zehnjährigen erstmals ohne sie ermitteln. Am Drehbuch für die Folge „Du bleibst hier“ (erstes Halbjahr 2023) hat Hartmann selbst mitgeschrieben.

Thiel & Boerne kehren zurück zu alter Stärke

Zwei „Tatort“-Stars feiern Jubiläen mit einer Schnapszahl: Harald Krassnitzer hat im Krimi „Azra“ seinen 55. Einsatz, Ulrike Folkerts in „Lenas Tante“ den 77. (beide erste Jahreshälfte 2023). „Dieses Jahr gibt es insgesamt 36 ‚Tatort‘-Erstausstrahlungen“, erläutert WDR-Sprecher Christian Ronig. „Die bisher erstausgestrahlten 23 Filme erzielten eine durchschnittliche Quote von 8,98 Millionen Zuschauern.“ Heißt im Klartext: Die Reihe liegt aktuell leicht unter dem Vorjahr. 2021 erreichten die Krimis im Schnitt noch 9,2 Millionen Zuschauer. Welche der 13 verbleibenden Premieren zählt Alexander Bickel, seit 2021 Leiter der ARD-Gemeinschaftsredaktion Serien im Hauptabendprogramm, zu den Highlights? Welche könnten den Schnitt 2022 also noch retten? Bickel: „Der starke Thriller ‚Spur des Blutes‘ aus Köln mit Robert Stadlober als Gaststar, der Münsteraner Krimi ‚Ein Freund, ein guter Freund‘ sowie der 30. Fall von Charlotte Lindholm.“

Wird der „Tatort“ weiterhin Experimente wagen wie etwa Ulrike Folkerts’ improvisierten Mundartfall „Babbeldasch“ oder den Frankfurter Horrorfall „Fürchte dich“?

Bickel relativiert: „Ich habe die Diskussion über ‚Tatort‘-Experimente immer ein bisschen verwundert zur Kenntnis genommen, weil eigentlich per se in jedem ‚Tatort‘ ein Experiment steckt. Ein Beispiel dafür war etwa der Münsteraner Krimi ‚Limbus‘, bei dem Boerne und Thiel in der Vorhölle ermitteln.“ Letztlich, so Bickel, sei es Erfolgsrezept der Reihe, mit jeder Folge Neues zu wagen: „Der ‚Tatort‘ lebt aus der Erneuerung, die wir fortwährend versuchen.“

Stehen wieder spektakuläre Abschiede bevor – wie der überraschende Tod von Martina Bönisch (Anna Schudt)?

Bickel will das weder bestätigen noch dementieren. Ein Indiz für den möglichen Abgang eines so beliebten wie umstrittenen Kommissars aber gibt es: Nachdem Ulrich Tukur, seit 2010 als Murot in Wiesbaden tätig, die ARD jüngst wegen sinkender „Tatort“-Ausgaben kritisierte und im selben Atemzug einen spektakulären Murot-Fall von Regisseur Florian Gallenberger ankündigte, haben wir den Titel recherchiert: „Murot und das Paradies“. Klingt ziemlich final.

Unklar scheint die Zukunft zweier sehr bekannter Namen: Til Schweiger, anfangs als „Tatort“-Star gefeiert, setzt eine weitere Saison aus. Auch der Dreh des nächsten Falls von Heike Makatsch ist laut SWR-Sprecherin Annette Gilcher in weiterer Ferne. Chancen zur Wiedergutmachung sollen wohl die Münsteraner erhalten: Nach dem kritisierten Krimi „Propheteus“ ermitteln Prof. Boerne (Jan J. Liefers) und Thiel (Axel Prahl) am 13.11. in „Ein Freund, ein guter Freund“ und sind im ersten Halbjahr 2023 gleich noch mal dran.

Und wie wird sich die Fußball-WM auf die „Tatort“-Planung in der zweiten Jahreshälfte auswirken?

Immerhin laufen an zwei Sonntagen um 20 Uhr Spiele: am 27.11. und am 4.12. Wird die ARD den „Tatort“ gegen die potenziell im ZDF gezeigten Duelle programmieren? Bickel verrät: „Konkret werden wir kurzfristig reagieren, also in der finalen Planungsphase.“ Bleibt eine letzte Frage: Wird die Schlagzahl der „Tatort“-Erstausstrahlungen 2023 dieselbe sein wie 2022 – oder gibt es nächstes Jahr coronabedingt weniger Folgen? Alexander Bickel: „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch in einem möglichen weiteren Coronajahr ein stabiles Angebot machen können.“

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