Zu wenig Fachpersonal, das häufig überfordert ist

"Team Wallraff" zeigt Kita-Horror in Deutschland

29.09.2023 um 12:14 Uhr

Die neue Folge des RTL-Formats "Team Wallraff - Reporter undercover" hat gravierende Misstände in Kitas aufgedeckt. Eltern sollten alarmiert sein.

In der "Team Wallraff"-Reportage wird deutlich, dass systemische Probleme im Kita-Alltag nicht nur zur Vernachlässigung vieler Kinder führen, sondern sogar in Gewalt enden können.  Deutschlandweit fehlen aktuell mehr als über 380.000 Kitaplätze, aber Eltern, die einen Platz ergattert haben, könne sich scheinbar nicht immer sicher sein, ihr Kind in besten Händen zu wissen.

Zwei Jahre hat die RTL-Reporterin Alessia in zwei privaten sowie einer kirchlichen Kindertagesstätte Undercover recherchiert und hat dabei überforderte pädagogische Fachkräfte getroffen, fehlende Kompetenzen im Umgang mit Kindern erlebt sowie Kontrollversagen seitens der Behörden.

Die Reporterin erhielt Hinweise, dass in einer privaten Kita für unter Dreijährige in Süddeutschland einige Erzieherinnen manchmal recht grob mit den Kindern umgehen sollen. Während ihres Einsatzes konnte sie dann mehrfach beobachten, wie weinende Kinder von den Fachkräften ignoriert werden, statt sie zu trösten. Ein Einjähriger weinte zehn Minuten, bis eine Erzieherin die Mittagspause abbricht, um den weinenden Jungen zu trösten. Weitere Missände, die in der Reportage sichtbar werden: Kinder werden mit Essen erpresst, unangemessen gemaßregelt, aufgrund ihrer Herkunft diskiminiert oder Hygiene-Standards werden nicht eingehalten.

Die Reporterin erlebt, wie eine Mitarbeiterin einem Kind drohte, es allein in den Schlafraum zu schicken, wenn dieses nicht aufhört zu weinen. Die Anwälte der Kita streiten dieses Verhalten der Mitarbeiterin ab: ""Es sind unserer Mandantin auch keine Beispiele bekannt und kann daher auch nicht sein, dass 'Kindern z.B. gedroht wird, allein in den Schlafraum geschickt zu werden, wenn sie nicht aufhören zu weinen.“

Ein Junge mit einen besonderen Förderbedarf konnte in der Einrichtung auch nicht angemessen betreut werden, weil beim Personal das Fachwissen fehlt. Immer wieder zeigt die Doku Situationen, in denen das Kita-Personal überfordert wirkt und nicht weiß, wie es mit dem Verhalten des Jungen richtig umgehen soll. Als der Zweijährige einmal nicht still sitzen bleibt, schnappt sich eine Mitarbeiterin den Jungen, setzt sich gemeinsam mit ihm auf den Boden und umklammert ihn mit ihren Beinen, so dass er sich nicht selbständig befreien kann.

Gesunde Kinder müssen abgeholt werden

Berichtet wird außerdem über eine weitere Kita in Süddeutschland, wo ein Ganztagsplatz für Kinder bis zu drei Jahren insgesamt 1150 Euro im Monat kostet, die Kinder aber von dem teilweise unmotivierten Personal mit angeblichem Fieber lieber nach Hause geschickt werden. Dabei wird nicht ganz klar, ob es sich dabei um Absicht handelt, oder die Mitarbeiterinnen mit der Handhabung eines Stirnthermometers überfordert sind. 

In meisten Bundesländer werden keine Statistiken über besondere Vorkommnisse in Kindertagesstätten geführt. Wie hoch die Dunkelziffer nicht gemeldeter Übergriffe ist, will man sich nicht ausmalen. Fraglich ist auch, wie diese frühkindlichen Erfahrungen auf das spätere Leben auswirken.

Das Fazit von Investigativ-Journalist Günter Wallraff: "Es fehlen zuallererst mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen, aber auch unangekündigte Kontrollen zur Aufrechterhaltung der Qualität unserer Kitas und der Mitarbeitenden. Wir brauchen noch mehr gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, die Spaß an ihrem Beruf haben und den Umgang mit Kindern als Berufung sehen."

"Team Wallraff: Undercover in Kitas” ist beim Streamingdienst RTL+ abrufbar.

 

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