Vierteilige Miniserie nach einer Romanvorlage

„Alles Licht, das wir nicht sehen“: Netflix macht Hoffnung in Zeiten des Krieges

02.11.2023 um 18:33 Uhr

Vierteilige Adaption des Bestsellers: Im Zweiten Weltkrieg sind die Leben einer blinden Französin und eines brillanten Deutschen schicksalhaft miteinander verwoben.

Ein Artikel von Melanie Kroiss für unser Magazin STREAMING

Es war einmal ein Mädchen namens Marie-Laure, das mit seinem Vater, einem Angestellten des städtischen Naturkundemuseums, in den 1930erJahren in Paris lebte. Obwohl Marie-Laure an grauem Star leidet und schon mit sechs erblindet, ist ihre Welt von Licht durchflutet. Denn Papa Daniel baut ihr ein Holzmodell der Nachbarschaft, das die Kleine tastend erkunden kann, er schenkt ihr Geduldsspiele und Romane in Brailleschrift. Als die deutschen Nationalsozialisten 1940 in Frankreich einfallen, ziehen sich die beiden in das Städtchen Saint-Malo im Norden der Bretagne zurück.

Hier lebt Großonkel Etienne, ein Veteran des Ersten Weltkriegs, der sich von der Welt abgeschottet hat. Auf dem Dachboden seines Hauses befindet sich eine Radiostation, über die er vor einigen Jahren eine Wissenssendung für Kinder übertrug. Jene Sendungen machten einst großen Eindruck auf den kleinen Werner in seinem Waisenhaus in Essen – und markieren den Beginn einer geradezu magischen Verbindung zwischen ihm und Marie-Laure.

Eine vielschichtige Geschichte

Was sich wie die komplette Inhaltsangabe eines 90-Minüters liest, ist nur die Spitze des Eisbergs, der den poetischen Titel „Alles Licht, das wir nicht sehen“ trägt. Tatsächlich steckt noch weit mehr in dem gut 500 Seiten starken Roman, für den der USAmerikaner Anthony Doerr 2015 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde. Zum Beispiel die Legende um einen Diamanten, der den schönen Namen „Das Meer in Flammen“ trägt und seinen Besitzer zwar unsterblich, aber unglücklich machen soll.

Oder die Geschichte des sadistischen deutschen Militärkommandanten Reinhold von Rumpel, der hinter diesem Edelstein her ist. Und dann sind da auch noch die historischen Bezüge: Der Handlungsort Saint-Malo diente den deutschen Besatzern als Teil des Atlantikwalls, der die Briten abwehren sollte. 1944 wurde die Hafenstadt während der Befreiung durch die Alliierten fast völlig zerstört.

Der Romanvorlage treu bleiben

All diese Erzählstränge in das Korsett eines Kinofilms zu zwängen ist so gut wie unmöglich. Ein Glück für Regisseur und Produzent Shawn Levy. Wie er dem US-Magazin „Vanity Fair“ erzählte, habe er gleich nach der Buchveröffentlichung ein Auge auf die Rechte für eine Adaption geworfen, musste dann aber feststellen, dass die bereits vergeben waren. Doch die Entwicklung zog sich hin und nahm nie richtig Fahrt auf. „Das hat mich nicht überrascht, da die Geschichte ungemein komplex ist – und zudem eine spannende Kombination aus intimer Erzählung und weitreichendem geschichtlichen Hintergrund.

Zwei Stunden könnten so einem schönen, dichten Roman niemals gerecht werden“, sagt Levy. So fasste er sich ein Herz und überzeugte sowohl Autor Doerr als auch seinen Arbeitgeber Netflix – für den er seit 2016 den Mysteryhit „Stranger Things“ produziert – „Alles Licht, das wir nicht sehen“ als Miniserie umzusetzen. Obwohl Levy keine Erfahrung mit historischen Stoffen diesen Ausmaßes hatte, ging er das Projekt zuversichtlich an: „Ich hatte immer schon das Gefühl, etwas zu diesem Genre beisteuern zu können. Das jahrelange Warten auf den Stoff hat sich für mich gelohnt.“

Die Voraussetzungen für eine sensible Umsetzung sind auch personell gegeben. Neben Levy fungiert „Peaky Blinders“-Macher Steven Knight als Showrunner. In der Hauptrolle der Marie-Laure gibt die blinde Aria Mia Loberti ihr Filmdebüt. Sie setzte sich im Casting gegen Tausende junge Frauen durch und schreibt gerade an ihrer Doktorarbeit in Rhetorik an der Pennsylvania State University. Auch die ebenfalls blinde Nell Sutton, die Marie-Laure als Kind spielt, übernimmt hier ihren ersten großen Part. Mit der Besetzung von Louis Hofmann als erwachsenem Werner ist der Produktion ein weiterer Coup gelungen. Er gehört seit „Dark“ (Netflix) zu den vielversprechendsten deutschen Talenten. Wir sehen Licht am Horizont…

„Alles Licht, das wir nicht sehen“: Ab Donnerstag, 2. November 2023  bei Netflix

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