Die Bestie mit der Skimaske

"I'll be gone in the dark": Packende HBO-Doku über den berüchtigten Golden State Killer

03.06.2021 um 19:49 Uhr

Eine packende HBO-Doku erzählt bei Sky (ab 3. Juni) vom berüchtigten Golden State Killer und seiner genialen Verfolgerin.

Ein Artikel von TV DIGITAL Reporter Sven Sakowitz

Der Mann mit der Skimaske kam stets im Dunkeln. Lautlos brach er in die Häuser ein, weckte die schlafenden Frauen mit dem grellen Schein seiner Taschenlampe, fesselte und vergewaltigte sie. Viele der Opfer tötete er nach einem stundenlangen Martyrium. Seine Überfälle sorgten in den 1970er [1]und 1980er-Jahren in Kalifornien für Angst und Schrecken. Weil die Taten in mehreren Regionen des Bundesstaates begangen wurden, ging die Polizei zu ­ nächst von unterschiedlichen Tätern aus. Erst spät wurde klar, dass man es hier mit einem der verstörendsten Serientäter der US -Geschichte zu tun hatte.

Im April 2018 wurde Joseph James DeAngelo jr. dann endlich überführt. Zwischen 1973 und 1986 beging er mindestens 120 Einbrüche, 50 Vergewaltigungen und 13 Morde. Als er seine ersten Verbrechen verübte, arbeitete er als Polizist. Obsessive Tätersuche Von DeAngelos Taten erzählt die brillante HBO -Dokumentation „I’ll Be Gone in the Dark“. Doch sie bietet weit mehr als nur eine bloße Rekonstruktion seiner Verbrechen. Die Perspektive der Opfer ist wichtiger als der Täter.

Der Sechsteiler stellt die amerikanische Autorin Michelle McNamara († 2016) in den Mittelpunkt, die jahrelang obsessiv nach Hinweisen auf den Mann suchte, der so viel Leid verursachte. Über ihre Recherchen berichtete sie in dem Bestseller „I’ll Be Gone in the Dark“, der die Vorlage für die Doku lieferte. McNamara arbeitete in Los Angeles zu ­ nächst als Autorin im TV- und Filmgeschäft. Ab 2006 beschäftigte sie sich vor allem mit wahren Verbrechen, betrieb den erfolgreichen Blog „TrueCrimeDiary“ und schrieb Zeitschriftenartikel. Die damals noch nicht aufgeklärte Verbrechensserie weckte ihr besonderes Interesse.

„Bei diesem Fall war es mir unerklärlich, warum er nicht mehr Aufsehen erregt hat“, sagte sie 2011 in einem Interview. „Das hat mich echt schockiert. Ich saß zu Hause und schaute fern, und ich konnte nicht glauben, was ich da sah.“ Mitfühlende Pionierin McNamara war es auch, die dem Unbekannten den Namen „Golden State Killer“ gab und dem Fall neue Aufmerksamkeit bescherte. Sie selbst wurde, wohl auch durch ihre ständige Beschäftigung mit Grausamkeiten, abhängig von Beruhigungs- und Aufputschmitteln. 2016 starb sie an den Folgen einer versehentlich ausgelösten Arzneimittelwechselwirkung.

Von ihrem Buch waren damals erst Fragmente fertig. Doch ihr Mann, der Komiker und Schauspieler Patton Oswalt, sorgte für dessen Vollendung. Im Februar 2018 kam es auf den Markt, zwei Monate später wurde DeAngelo verhaftet. Eine DNA-Spur hatte die Polizei auf die richtige Fährte gebracht. Patton Oswalt war auch an der Doku beteiligt, er gab ein ausführliches Interview und ermöglichte den Zugang zum Archiv seiner Frau.

True Crime ist heute eine riesige Industrie

Als Produzentin und Chefregisseurin übernahm die zweifache Emmy-­Gewinnerin und zweifach oscarnominierte Liz Garbus das Projekt. „True Crime ist heute eine riesige Industrie“, sagte Garbus auf dem ATX Television Festival in Texas. „Wir wollen mit der Doku auch deutlich machen, wie wegweisend die Arbeit von Michelle McNamara dafür gewesen ist. Sie war eine Pionierin, die starkes Mitgefühl für die Opfer hatte.“

Eine Haltung, an die Garbus anknüpfte. Über einen Zeitraum von zwei Jahren trafen sie und ihr Team sich mit Frauen, die DeAngelos Folter überlebt hatten, und versuchten, eine enge Beziehung zu ihnen aufzubauen. „Auf der erzählerischen Ebene bestand die größte Herausforderung dann darin, alle drei Ebenen miteinander zu verknüpfen“, sagte Garbus. „Die Taten des Mörders, Michelle McNamaras leidenschaftliches Engagement und die Perspektiven der Opfer.“ Ein Balanceakt, der glänzend gelungen ist.

„I’ll Be Gone in the Dark“: Sechs Episoden, Ausstrahlung in Doppelfolgen ab Do, 3.6. 20.15 Uhr bei  SKY CRIME

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