Stempeln oder abrackern?

„Armes Deutschland“: Manuela hat einen Job – und die Familie 150 Euro weniger

26.09.2023 um 20:46 Uhr

Arbeiten oder Hartz IV beziehen – was lohnt sich mehr? Dieser Frage widmen sich die neuen Folgen der Sozialreportage "Armes Deutschland" bei RTLZWEI, die an den sozialen Brennpunkten Deutschlands Menschen begleitet, die sich an der Grenze zur Armut bewegen. 

Manuela (24) und Mark (27) aus Stendal haben den Schritt weg vom Amt gewagt und gehen jetzt arbeiten. Ihr großer Traum: Sie wollen für sich und ihrer Kinder ein Haus mieten. Dafür will Manuela eine Job als Alltagshelferin auf Stundenbasis antreten, doch nach dem ersten Arbeitstag ist sofort wieder alles in Frage gestellt. Sie kann keine 100 Stunden pro Monat arbeiten, wie es vorgesehen war.

„Es war megagut, die fanden mich so nett“, erzählt Manuela ihrem Partner von der ersten Begegnung mit den neuen Kollegen und den Senioren, doch dann erfährt Mark der Dämpfer von Manuela: „Meine Chefin hat mit angerufen und mir gesagt, dass es wahrscheinlich nicht klappen wird, dass ich auf die hundert Stunden im Monat kommen werden.“ Ein Schock für das Paar, denn damit wackelt die Kalkulation für die Haushaltsführung nach dem geplanten Umzug in ihr Traumhaus. 1029 Euro sollte Manuela mit dem Job verdienen, was schon 15 Euro weniger wären als ihre monatlichen Hartz IV-Bezüge. Jetzt kann sie nur mit 880 Euro planen. Extrem ernüchternd, denn eigentlich wollte Manuela aus freien Stücken „raus aus dem Jobcenter und nur noch arbeiten, um im normalen Arbeitsleben sein.“ Auf eine Aufstockung hat sie verzichtet.

 

Dazu wollte Manuela auch einen weiteren Nebenjob annehmen, damit die höhere Miete gestemmt werden kann. Jetzt sieht es aber nach einem dritten Job aus, um keine Stütze zu beziehen. Doch das kommt für den Auszubildenen Mark, der noch alte Schulden abbezahlen muss, nicht in Frage: Auf keinen Fall, definitiv, dann nehme ich mir noch einen, du machst hier nicht drei Jobs.“  Manuela hat ohnehin schon viel für ihn getan. Vor fünf Jahren war Mark mit seiner finanziellen Lage komplett überfordert und Manuela hat seine Buchführung übernommen, wodurch 80 Prozent seiner 15.000 Euro Schulden getilgt werden konnten.

Jetzt wird wieder gerechnet und schnell ist klar: Nach Abzug aller laufen Kosten würde der vierköpfigen Familie im Monat 592 Euro bleiben, wenn Manuela 100 Stunden arbeiten kann. Wenn nicht, bleiben nur 363 Euro für Essen, Kleidung, Alltag. Mit Hartz IV hatten sie dagegen über 500 Euro zur Verfügung.

Die Motivation, das Jobcenter aus freien Stücken zu verlassen, ist also nicht wirklich vorhanden.

"Armes Deutschland - Stempeln oder abrackern?": Di, 26. September 20:15 Uhr bei RTLZWEI und bei  RTL+.

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