Kramer war „Men of the Show” im ZDF

EM 2021: TV-Experte Christoph Kramer gibt einfach seinen Senf dazu

18.06.2021 um 17:46 Uhr

Bei  der  EM-Auftaktniederlage der deutschen Mannschaft gegen Frankreich (0:1) analysierten die Ex-Nationalspieler Christoph Kramer, Per Mertesacker und Sandro Wagner die Partie im ZDF, wobei besonders der aktive Bundesliga-Profi Kramer als meinungsstarker Experte locker überzeugen konnte. Der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach bewegt sich im TV-Studio so souverän wie auf dem Platz.

In der Analyse nach dem Abpfiff knöpfte sich der 30-Jährige etwas überraschend auch den Sieger vor. "Frankreich hat sehr bieder gespielt", analysierte der Weltmeister von 2014: "Das ist nicht mein Anspruch für so eine Weltklassemannschaft, dass sie uns bis 20 Meter vor ihr Tor kommen lassen.“ Erhellend war Kramers Einschätzung zu Frankreich-Star Paul Pogba, der nach dem Spiel zum „Men of the Match“ gewählt wurde: "Ich frage mich wirklich, was Paul Pogba das ganze Jahr bei Manchester United macht? Wo ist er das ganze Jahr? Wenn ich das mit heute vergleiche - er war Weltklasse heute. Wenn er diese Spielfreude hat, dann ist er der beste Mann."

Bei der deutschen Mannschaft bemängelte er, dass das Team von Joachim Löw seine vorhandene Chance nicht genutzt hat, gut ins Turnier zu starten. „Wir mussten keine Bäume ausreißen, um in ihren Strafraum zu kommen. Das war sehr einfach für uns, deshalb weiß ich nicht, welche Aussagekraft das für kommende Aufgaben haben soll.“

Im Fernsehen verspürt Kramer keinen Druck

Während sich viele Experten hinter Phrasen auf Stammtischniveau verstecken, hat Kramer eine klare Meinung und vertritt diese auch - was ihm nach eigener Aussage nicht sonderlich schwer fällt: "Klar weiß ich, dass da ein paar Leute zugucken, und dass alles, was man vor der Kamera macht, sofort in den sozialen Netzwerken bewertet wird. Aber wenn ich zuhause mit meinen Freunden Fußball schaue, gebe ich ständig meinen Senf dazu. Dann mach ich’s jetzt halt in einem Fernsehstudio“, verrät Christoph Kramer im Interview mit DWDL. Augeregt ist Kramer vor seinen TV-Auftriten nie: "Beim Fußball macht sich kurz vor dem Anpfiff um 15:29 Uhr große Anspannung breit, die ich beim Fernsehen gar nicht habe."

Tragische Berühmtheit erlangte Kramer 2014 durch seinen Einsatz im WM-Endspiel gegen Brasilien. Nach einem Schlag auf den Kopf war er kurz weggetreten und fragte den italienischen Schiedsrichter damals verwirrt: “Schiri, ist das das Finale?' Der Schiri informierte Bastian Schweinsteiger, der schließlich für die Auswechslung von Kramer sorgte.

Notizen zum Spiel, die ihm damals wohl auch wenig geholfen hätten, macht er sich auch im TV nicht und beantwortet die Fragen immer spontan, wie er gegenüber DWDL erklärt: „Jochen und ich sind immer gut damit gefahren, dass er sich vorbereitet und ich einfach antworte. Wenn ich mich auf etwas einstellen würde, hätte ich automatisch einige Sachen im Kopf, die ich unbedingt sagen will. Das kommt dann allerdings sehr aufgesagt rüber.“

Per Mertesacker wie einst in Brasilien

Die Spontanität und Lockerheit geht seinem Kollegen Per Mertesacker leider etwas ab. Der 104-fache Nationalspieler wirkt immer ein bisschen übellaunig und antwortet auf die Fragen des Moderators häufig ein wenig gequält. Wie bei seinem legendären Statement bei der WM 2014, wo er ZDF-Reporter Boris Büchler nach dem gewonnen Achtelfinale abkanzelte: "Wolln Se eine erfolgreiche WM, oder solln wa wieder ausscheiden und haben schön gespielt. Ich verstehe die ganze Fragerei nicht.“  Für diese unverblümte Aussage wurde Mertesacker damals gefeiert, doch als TV-Experte hat er so ein Ding bisher (leider) nicht rausgehauen.

Im Sprüche klopfen hat auch Sandro Wagner seine Qualitäten, der an der Seite von ZDF-Kommentator Béla Réthy als Co-Kommentator zum Einsatz kam. Nur leider war der ehemalige Bundesliga-Knipser zu sehr darauf bedacht, sich mit seinem Kollegen gut zu stellen (genau Béla..., sehe ich auch so Béla). Mehr Egoismus, wie einst vor dem Tor, würde Wagner gut tun, fachlich sind seine Analysen fast immer sehenswerte Volltreffer.

Das nächste Spiel der Nationalmannschaft läuft am 19. Juni im Ersten. Dann heißen die Experten Stefan Kuntz, Kevin Prince Boateng und Almuth Schult. Auf dem Niveau von Kramer hat sich bei der EM bisher nur Kuntz bewegt, der kürzlich als Trainer Europameister mit der U-21 Nationalmannschaft wurde. Der Europameister von 1996 hat einfach viel Ahnung vom Spiel.

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