Der Krimi wird zum Zeitdokument

Tatort mit Corona-Masken: „Die dritte Haut“ - Authentisch oder nervig?

25.06.2021 um 12:24 Uhr

Mit „Die dritte Haut“ ist im Berliner "Tatort" eigentlich die Wohnung gemeint. Man könnte den Titel aber auch anders interpretieren, denn in diesem Krimi tragen auch die Kommissare Corona-Masken. Es ist nicht das erste Mal, dass der Mund-Nasen-Schutz in einem Abendkrimi auftaucht – auch im Dortmunder "Tatort" und in „Nachtschicht“ mit Armin Rohde sah man Masken. Trotzdem kann man von einem selten Anblick sprechen.

Ein Tatort im Hier und Jetzt

Die meisten Filme wollen den Zuschauer in eine Welt entführen, in der das Virus nicht existiert. Oft auch deswegen, weil zwischen Produktion und Ausstrahlungstermin viele Monate vergehen und niemand beim Dreh vorhersagen kann, ob zum Zeitpunkt der Ausstrahlung Corona noch ein Thema ist. Dieser Tatort mit Meret Becker und Mark Waschke ist anders. Regisseur Norbert ter Hall sagt dazu: „Weil die Geschichte dieser Episode so sehr im Hier und Jetzt der Berliner Lebenssituation spielt, habe ich versucht, das tägliche Leben in der Stadt so weit wie möglich in die Geschichte zu integrieren und die Grenze zwischen Fiktion und Realität zu verwischen.“

Es geht um das Thema „Mieten“

Mit der „Berliner Lebenssituation meint der Regisseur die Tatsache, dass es durch die Gentrifizierung kaum noch möglich ist, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Drehbuchautorin Katrin Bühlig: „Wer in Berlin wohnt, kommt um das Thema Mieten gar nicht herum. Der Kampf um eine bezahlbare Wohnung nimmt immer mehr zu. Als ich in den Nachrichten sah, dass sich über 800 Leute bei einer Wohnungsbesichtigung im Prenzlauer Berg drängelten, war mir sofort klar, dass das Thema auch ein 'Tatort'-Thema ist. Würden wir für eine bezahlbare Wohnung jemanden töten?"

Authentizität als Stilmittel

Der Berliner Tatort soll nicht nur thematisch authentisch sein. Auch sonst legt Regisseur Norbert ter Hall großen Wert auf „echte“ Bilder: „Viele der Obdachlosen in unserer Geschichte leben tatsächlich auf der Straße. Die Handlung spielt auf Straßen, Plätzen, unter Brücken und im öffentlichen Verkehr Berlins mitten unter den Passanten. Wir haben den Film im letzten Herbst gedreht. Es ist der 51. Tatortjahrgang und da jede Folge auch einen Teil der Geschichte Deutschlands erzählt, wollte ich die Gegenwart mit ihren Corona-Maßnahmen, den Mundnasenmasken und Plexiglasschirmen, im Bild eine Rolle spielen lassen. So wird diese Episode auch zu einem Andenken an eine Zeit, die sich hoffentlich bald wieder ändern wird.“

Tatort „Die dritte Haut“ läuft heute, 6. Juni 2021, 20.20 Im ERSTEN. Der Krimi ist nach der Ausstrahlung sechs Monate lang in der ARD-Mediathek verfügbar.

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