Ist das die Zukunft?

Verrückte Gerüchte: Gen-Tomaten statt Schlaftabletten?

12.02.2024 um 15:30 Uhr

Können wir bald die Schlaftabletten aus dem Schrank verbannen und uns stattdessen eine Schale Tomaten neben das Bett stellen? Wenn man sich die neuesten Nachrichten aus Japan ansieht, könnte man das fast glauben. Denn dort ist bereits eine Tomate auf dem Markt, die beruhigen und den Schlaf fördern soll. Gentechnik macht's möglich. Was steckt dahinter?

Salat am Abend: Gesund oder ungesund?

Wie geht das?

Tomaten produzieren von Natur aus GABA (Gamma-Aminobuttersäure), einen Botenstoff mit positiven Wirkungen auf den menschlichen Körper. Er kann angstlösend, schmerzstillend und blutdrucksenkend wirken. In herkömmlichen Tomaten begrenzt jedoch ein genetischer Schalter die Produktion. Mit Hilfe der CRISPR-Technologie konnten die Forschenden den GABA-Gehalt in Tomaten jetzt deutlich erhöhen - um das Vier- bis Sechsfache, in einigen Fällen sogar um das Zwanzigfache im Vergleich zu konventionell gezüchteten Tomaten.

Die Firma Sanatech Seed brachte die GABA-Tomaten im April 2021 zunächst als Pflanzgut für Hobbygärtner auf den japanischen Markt. Später begann der kommerzielle Anbau und jetzt der Vertrieb im Lebensmittelhandel. Man darf allerdings nicht vergessen, dass die Tomaten lediglich als schlaffördernd beworben werden und Werbeslogans nicht mit Studien verwechselt werden sollten. 

Gibt es GABA-Tomaten auch bei uns?

Die angeblich schlaffördernden Tomaten sind nicht die einzigen Lebensmittel, die zu bestimmten Zwecken genetisch verändert wurden. Es gibt beispielsweise inzwischen Salat, der nicht braun wird, Mais mit bestimmtem Stärkeanteil und es wurde in Japan mit einem Speisefisch sogar das erste genomveränderte Tier für die Nahrungsmittelproduktion zugelassen. Aber findet man diese Ergebnisse der Technologie auch in unseren Supermärkten?

Die Antwort lautet NEIN, jedenfalls die Schlaf-Tomaten noch nicht. In Deutschland sind die Verbraucher in Sachen Gentechnik wesentlich skeptischer als in Japan. Und die Nachfrage regelt bekanntlich das Angebot. Allerdings muss die EU sich verstärkt mit diesem Thema auseinandersetzen. Gerade erst wurden die Regeln gelockert.

Der BUND – Bund für Umwelt und Naturschutz – kritisiert das vor wenigen Tagen in einer Meldung: „Das EU-Parlament hat gestern für eine weitgehende Aufweichung der Gentechnik-Regelungen gestimmt. Pflanzen, deren Genom durch gentechnische Verfahren verändert wurden, sollen nach Willen des Europäischen Parlaments nicht mehr auf ihr Risiko geprüft werden. Sie müssen nur noch eingeschränkt rückverfolgbar sein. Zudem soll für entstandene Schäden keine Haftung mehr bestehen. Wie Lebensmittel, in denen gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten sind, künftig gekennzeichnet werden müssen, bleibt noch offen.“

Auch die GABA-Tomate aus Japan wird beim BUND erwähnt. Hierzu hieß es: „Die Inhaltsstoffe unterscheiden sich stark von denen natürlicher Tomaten. So hat sie einen deutlich erhöhte Wert an Gamma-Aminobuttersäure. Trotzdem fand keine Risikoprüfung statt und es ist völlig unklar, wie die Tomate auf Gesundheit und Umwelt wirkt.“

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