Start im Oktober

Zeigt Netflix DEN Antikriegsfilm unserer Generation?

06.09.2022 um 18:23 Uhr

Wie widerlich, unheroisch und grausam Krieg ist, zeigt jeder ausgezeichnete Film übers Thema. Der neueste Beitrag kommt aus Deutschland: "Im Westen nichts Neues".

Den Titel kennen viele - ist ja auch ein weltberühmter Roman des deutschen Schriftstellers Erich Maria Remarque über den ersten Weltkrieg aus Sicht eines einfachen Soldaten. Verfilmt wurde der schonungslose Bericht übers Elend in den Schützengräben schon zwei Mal - 1930 und 1979. Die erste Adaption steht auf der Liste der "100 besten amerikanischen Filme aller Zeiten" des American Film Institute (AFI). Zwei Oscars für beste Regie (Lewis Milestone) und Bester Film (Carl Laemmle,  aus Deutschland stammender Produzent).

Nun startet am 28. Oktober 2022 die dritte Verfilmung - die erste deutsche. Bevor wie dazu mehr verraten, hier der frisch veröffentlichte Trailer

In Sachen Grausamkeit sind wir mittlerweile viel gewöhnt - Zombieseriengemetzeln und "Game of Thrones"-Exzessen sei "Dank". Wenn Tod, Sterben und Verzweiflung aber nichts mit Fantasywesen oder Romanherrschaften zu tun haben, sondern mit einem historischen Krieg, der von Deutschland begeistert begrüßt wurde und in dem 17 Millionen Menschen aus verschiedenen Ländern auf erbärmlichste Weise ihr Leben ließen - darunter auch Ur-, Urur- und Ururururgroßväter der diesen Artikel lesenden Menschen - fühlt es sich doch ganz anders an.

Will man jetzt einen Kriegsfilm sehen?

Angst haben wir schon genug. Vor Pandemien, vor steigenden Preisen und ja, auch vor Krieg, seitdem einer nicht so weit entfernt von uns viele Menschen um Leben und Zuhause bringt. Möchte man sich da auf eine erschütternde Darstellung des historischen Weltkriegselends einlassen? Denn es ist kein Geheimnis und kein Spoiler [wenn doch, bitte hier aufhören zu lesen], dass am Ende von Remarques Roman und natürlich auch in den bisherigen Adaptionen alle Hauptfiguren tot sind. Der letzte stirbt an einem überraschend ruhigen Tag an der Front, an dem im Heeresbericht nur steht „im Westen sei nichts Neues zu melden“.

Man möchte sich vielleicht darauf  nicht einlassen - vermutlich sollte man es aber. Zumal es immer noch genug Menschen gibt, die im Krieg nicht nur das letzte Mittel der Verteidigung von Leben und Land gegen einen ungerechten Aggressor wie Putin sehen, sondern auch als ein Feld, in dem so was wie Ehre oder Ruhm zu holen sei. Oder Macht. Sicher ist's unbelastender und unterhaltsam, wenn Tom Cruise als Maverick im neuen "Top Gun"-Movie aus luftiger Höhe ein unterirdisches Lager in unbewohnter Landschaft explodieren lässt oder den einen oder anderen gesichtslosen Gegner sauber in der Luft abschießt. Militärische Auseinandersetzungen sind aber in der Realität weder sauber noch ruhmreich - und das ist vermutlich gerade jetzt wichtig zu zeigen. Vor allem dann, wenn's in einem ernsthaften, ehrlichen, gut inszenierten Film geschieht.

Deshalb ja: Vielleicht ist Netflix' "Im Westen nichts Neues" der Antikriegsfilm unserer Generation.

Wer spielt mit?

Den Österreicher Felix Kammerer (siehe Porträtfoto oben) kennen Theaterfans als Mitglied des berühmten Wiener Burgtheaters. Hier gibt er sein Debüt in einer Filmhauptrolle als 19-jährige Soldat Paul Bäumer. Bekanntere Namen sind auch dabei: Daniel Brühl ("The Falcon end the Winter Soldier"), Albrecht Schuch ("Bad Banks"), Edin Hasanović ("Skylines"), Devid Striesow ("Tatort"), 

Wird das was?

Der Trailer spricht für einen aufrüttelnden, die Kriegsverzweiflung fühlbar transportierenden Film. Ob "Im Westen nichts Neues" wirklich gut wird und auf Authentizität statt auf sensationslüsterne Grausamkeit setzt, bleibt abzuwarten. Für ersteres sprechen zum einen die starke Romanvorlage, von der sich hoffentlich nicht allzu weit entfernt wird, und der Regisseur.

Edward Berger haben vermutlich die wenigsten auf dem Schirm. Seine Werke haben aber schon viele gesehen. Er hat unter anderem Folgen des hochgelobten deutschen Polizist*innendramas "KDD - Kriminaldauerdienst" inszeniert, einige der international erfolgreichen Spionageserie "Deutschland 83", die komplette US-Serie "Patrik Melrose" mit Benedict Cumberbatch und drei Folgen des Richterthrillers "Your Honor" mit Bryan Cranston. Einen Deutschen Filmpreis in Silber hat Berger ebenfalls in der Tasche für seinen Kinofilm "Jack". Klingt nach guten Voraussetzungen für die Qualität des Netflix-Films.

Im Oktober wissen wir mehr. Wer bis dahin schon mal gute Vertreter des Genres Kriegsfilm (oder besser: Antikriegsfilm) sehen will, hier haben wir eine kleine Auswahl zusammengestellt:

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